Impfungen als strategische Maßnahme in der Tierseuchenbekämpfung: Positionspapier von BTK und BfT veröffentlicht
Im November 2024 veröffentlichten die Bundestierärztekammer e. V. (BTK) und der Bundesverband für Tiergesundheit e. V. (BfT) ein gemeinsames Positionspaper, in dem sie die strategische Integration von Impfungen als zentrales Instrument in der Bekämpfung von Tierseuchen fordern.
Die beiden Institutionen betonen, dass Impfungen unverzichtbar sind, um die Tiergesundheit zu sichern, den Tierschutz zu fördern und eine unbedenkliche Lebensmittelproduktion zu gewährleisten. Besonders vor dem Hintergrund der wachsenden Herausforderungen durch Tierseuchenausbrüche ist es notwendig, den Einsatz von Impfungen als präventive Maßnahme in der Tierseuchenbekämpfung langfristig zu etablieren.
Im Positionspaper kritisieren die BTK und der BfT die derzeitige Praxis, im Falle eines Ausbruchs präventiv gesunde Tierbestände zu töten. Diese Maßnahme sei aus Tierschutzgründen und im Hinblick auf Nachhaltigkeit sowie Ernährungssicherung nicht mehr zeitgemäß. Stattdessen plädieren sie für den verstärkten Einsatz moderner Impfstoffe, die sich durch ihre Effektivität und Sicherheit auszeichnen.
Ein aktuelles Beispiel ist die Impfung gegen die Blauzungenkrankheit (BTV-3), bei der die Verlängerung der Gestattung der BTV-3-Impfstoffe ein wichtiger Schritt war. Angesichts dieser Entwicklung sprechen sich die Verbände eindeutig dafür aus, Impfungen als zentrales Element in der strategischen Bekämpfung von Tierseuchen sowie neu auftretenden Infektionskrankheiten zu verankern.
Impfprogramme, so die BTK und der BfT, bieten in Verbindung mit einer verbesserten Früherkennung und einer regelmäßigen tierärztlichen Bestandsbetreuung ein erhebliches Potenzial. Diese Kombination sei nicht nur aus tiergesundheitlicher Sicht von Bedeutung, sondern auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit und die Sicherung der Ernährung von großer Relevanz.
Die Impfungen können einen wesentlichen Beitrag zur Stabilität der landwirtschaftlichen Produktion leisten, indem sie Infektionsausbrüche schnell eindämmen und die Weiterverbreitung von Krankheiten verhindern.
Allerdings gibt es auch Herausforderungen beim Einsatz von Impfungen. Nationale und internationale Handelshemmnisse stellen eine erhebliche Hürde dar, insbesondere wenn es um die Vermarktung geimpfter Tiere oder deren Produkte, wie frisches Fleisch, geht.
Diese Barrieren könnten mit einer stärkeren Integration von Impfungen in die Tierseuchenbekämpfungsstrategie und durch gezielte Diagnosetools zur Nachverfolgung von Krankheitserregern überwunden werden.
Es wird darauf hingewiesen, dass impfstoffbasierte Lösungen bereits im EU-Recht verankert sind, jedoch eine planbare Impfstoffversorgung von entscheidender Bedeutung ist, um im Falle eines Ausbruchs schnell reagieren zu können.
Ein strategischer Ansatz, der Impfungen als integralen Bestandteil der Tierseuchenbekämpfung anerkennt, würde es den Tiergesundheitsunternehmen ermöglichen, im Ernstfall rasch ausreichende Mengen an Impfstoffen bereitzustellen. Ein solcher Ansatz erfordert klare Impfaufforderungen oder sogar eine Impfpflicht, wie sie in der kommenden Saison für die Blauzungenkrankheit (BTV-3) angestrebt wird.
Diese Maßnahmen würden nicht nur die Verfügbarkeit der benötigten Impfstoffe sicherstellen, sondern auch die Forschung nach geeigneten Impfstoffen anregen.
Die BTK und der BfT fordern daher von den zuständigen Ministerien und Behörden, ein klares Signal in Bezug auf die Anwendung von Impfstoffen im Rahmen der Tierseuchenbekämpfung zu senden. Ein solcher Schritt würde die zeitnahe Bereitstellung der notwendigen Impfstoffdosen erleichtern und die Forschung nach geeigneten Impfstoffen fördern.
Zusätzlich wird auf die Notwendigkeit hingewiesen, bestehende föderale Strukturen in Deutschland zu überdenken, da sie die effektive Bekämpfung von Tierseuchen erschweren und die schnellen Entscheidungen in Krisenzeiten behindern.
Abschließend betonen die BTK und der BfT, dass die langfristige Integration von Impfungen in die Tierseuchenbekämpfung notwendig ist, um eine nachhaltige und effektive Strategie zu entwickeln, die sowohl der Tiergesundheit als auch der Landwirtschaft zugutekommt.
Tierärztinnen und Tierärzte sind hier in einer Schlüsselposition, um durch Beratung und Aufklärung ihrer Kunden zu der erfolgreichen Umsetzung der Impfstrategien beizutragen. Sie sollten aktiv dazu ermutigen, Impfungen als sinnvolle und zukunftsweisende Maßnahme zu fördern.
Für Tierärztinnen und Tierärzte bietet sich hier die Möglichkeit, aktiv Einfluss auf die Gestaltung der Tierseuchenbekämpfung zu nehmen und durch Beratung sowie Aufklärung ihrer Kundinnen und Kunden zur Förderung der Impfung als effektive Maßnahme beizutragen.