Bundestierärztekammer kritisiert rein visuelle Untersuchung von Schweine-Schlachtkörpern

(11.10.2013) Schlachtkörper von Schweinen sollen in Zukunft nur noch durch rein visuelle Beschau auf Krankheiten untersucht werden. Das bisher übliche Abtasten und Anschneiden ist nur noch vorgesehen, wenn es konkrete Hinweise auf Risiken für den Verbraucher- oder Tierschutz gibt.

So sieht es zumindest das Europäische Parlament: In seiner Sitzung am 9. Oktober einigte es sich auf eine entsprechende Verordnung der EU-Kommission – und das, obwohl diese noch Ende September vom europäischen Ausschuss für Umweltfragen, Volksgesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) mit großer Mehrheit abgelehnt wurde.

Die Bundestierärztekammer sieht die gelockerte Regelung sehr kritisch: „Es beseht die Gefahr, dass Krankheiten übersehen und nicht lebensmitteltaugliche Tiere in den Verkehr gebracht werden. Gerade für die Diagnose mancher auf den Menschen übertragbarer Infektionskrankheiten reicht eine visuelle Kontrolle alleine nicht aus.

So ist zum Beispiel ein Aufschneiden des Herzens wichtig, um die Krankheit Rotlauf festzustellen, zur Diagnose von Tuberkulose müssen die Lymphknoten ertastet werden.“ Auch könnten durch den Wegfall von Tasten und Schneiden leicht Abszesse oder andere Organveränderungen übersehen werden.

Als Begründung für die geänderte Verordnung führte die EU-Kommission u. a. die Hygiene an. So könnten durch das Betasten Keime über die Handschuhe und Arbeitsgeräte von einem Schlachtkörper auf den anderen übertragen werden.

Mantel: „So ein Nonsens – Tierärzte wissen aufgrund ihrer Ausbildung sehr gut, wie die Hygiene zu gewährleisten ist. Beispielsweise muss nach dem Anschneiden von verdächtigem Gewebe das Messer gewechselt werden!“

Grundsätzlich ist es zu begrüßen, dass sich die EU-Kommission auf Drängen der Tierärzteschaft wenigstens zur Beibehaltung der Kontroll- und Weisungsfunktion der amtlichen Tierärzte und Amtstierärzte am Schlachthof entschlossen hat.

„Tierärzte sind die Garanten für unabhängige Kontrollen der gesamten Lebensmittelkette und des Tierschutz, sie treffen Entscheidungen zur Vermeidung von Risiken für die Verbraucher.

Diese Aufgaben können sie jedoch nur effektiv wahrnehmen, wenn nicht an ihrer Kontrollfunktion gespart wird. Der gesundheitliche Verbraucherschutz muss stets oberste Priorität haben“, betont Mantel.




Weitere Meldungen

Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)

Gesucht: Innovative Ideen für mobile Schlachtungen in Herkunftsbetrieben

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ruft Unternehmen und Forschungseinrichtungen dazu auf, Innovationen zu entwickeln
Weiterlesen

BTK

Bundestierärztekammer fordert Optimierung der Schlachthof-Kontrollen

In einer beunruhigenden Regelmäßigkeit tauchen schreckliche Bilder von Tierschutzskandalen auf Schlachthöfen in den Medien auf
Weiterlesen

Bundestierärztekammer

Schlachthofschließungen sind tierschutzrelevant!

Bundestierärztekammer fordert rasche Einberufung eines Krisengipfels
Weiterlesen

BTK

Keine Schlachtung hochträchtiger Tiere

Die BTK-Delegiertenversammlung bekräftigt die Forderung nach einem Schlachtverbot im letzten Drittel der Trächtigkeit
Weiterlesen

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft

Entlastung für kleine und mittlere Schlachtbetriebe

Künftig dürfen handwerklich strukturierte Schlachtbetriebe wieder Fleisch im Schlachtraum zerlegen und verarbeiten
Weiterlesen

Bundestierärztekammer

Bundestierärztekammer begrüßt Ankündigung zum Schlachtverbot für trächtige Rinder

Die Bundestierärztekammer begrüßt die Ankündigung des Bundeslandwirtschaftsministers, die Schlachtung trächtiger Nutztiere in Zukunft verbieten zu wollen
Weiterlesen

Stefanie Retz; Bildquelle: Uni Kassel

Kugelschuss-Methode: Uni Kassel untersucht Alternative zum Schlachthof

Wenn Rinder im Schlachthof getötet werden, bedeutet das für viele Tiere Angstzustände und unnötige Schmerzen. Wissenschaftlerinnen der Uni Kassel untersuchen eine Methode, die den Tieren Leid erspart und zudem die Fleischqualität verbessern könnte
Weiterlesen

Magazin

Firmennews

Neuerscheinungen