9. Leipziger Tierärztekongress: Zuchtziele bei Wiederkäuern – Gesundheit hat hohe Priorität

(26.10.2017) In den letzten Jahren erhielt die Gesundheit der Wiederkäuer einen immer größeren Stellenwert in der Zucht, was zu neuen Herausforderungen führt.

Die  Vortragsveranstaltung „Zuchtziel Tiergesundheit“ auf dem 9. Leipziger Tierärztekongress (18. bis 20. Januar 2018) befasst sich umfassend mit dem Thema Tierwohl.

Die Gesundheit der Tiere hat hohe Priorität für eine moderne Tierzucht. „Es besteht eine ethische Verpflichtung, Nutztiere als Mitgeschöpfe zu betrachten und im Rahmen unserer Tierschutzstandards verantwortungsvoll zu handeln“, so Prof. Dr. Jörg Aschenbach vom Institut für Veterinär-Physiologie an der Freien Universität Berlin.

Leipziger Tierärztekongress Zudem bestehe der ökonomische Zwang, Lebensmittel kostengünstig zu produzieren – kranke Tiere würden die Gewinnmargen minimieren.

Auch der Verbraucher erhebe zunehmend den Anspruch, gesunde Lebensmittel von gesunden Tieren zu bekommen.

Diese drei Gründe seien eng und wechselseitig miteinander verflochten, da die Vermarktungsketten den Anspruch der Verbraucher in Hinblick auf Tierwohl und gesundheitlichen Verbraucherschutz zunehmend als ökonomischen Zwang an die Erzeuger zurückgeben.

Laut Prof. Dr. Aschenbach muss sich die moderne Tierzucht dieser Aufgabe stellen, auch wenn Gesundheitsmerkmale züchterisch nur schwer zu bearbeiten sind, weil die genetische Veranlagung für eine Erkrankung immer nur unter bestimmten Bedingungen zum Auftreten der Erkrankung führt.

Dass sich dies anhand regionaler und rasseabhängiger Unterschiede in der Krankheitshäufigkeit belegen lässt, wird Prof. Dr. Manfred Fürll von der Veterinärmedizinischen Fakultät in Leipzig in seinem Vortrag im Themenblock „Zuchtziel Tiergesundheit“ auf dem 9. Leipziger Tierärztekongress darstellen.

Jedoch seien schon kleinste Zuchterfolge bei Gesundheitsmerkmalen besonders wertvoll, da diese von Generation zu Generation weiter vererbt werden.

Vorträge beleuchten Schwierigkeiten und positive Entwicklungen

Prof. Dr. Gerhard Breves vom Physiologischen Institut der Tierärztlichen Hochschule Hannover wird in seinem Referat die Herausforderungen darstellen, die die Laktation an den Körper einer Hochleistungskuh stellt.

Eine hohe Leistung ist aber an sich kein ethisches Problem, sondern stellt in Hinblick auf Ressourceneffizienz sogar ein ethisch erstrebenswertes Gut dar.

In seinem Beitrag wird Prof. Dr. Peter Kunzmann vom Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover darauf eingehen, dass ein ethisch-moralisches Problem der Tierzucht dann entsteht, wenn die gezüchtete genetische Ausstattung der Tiere nicht mehr zu der aktuellen Leistungsfähigkeit von Tierernährung, Tierhaltung und Management passt.

Bis vor etwa 30 Jahren wurde fast ausschließlich Selektion auf Milchleistung praktiziert, was zu stark ansteigenden Krankheitszahlen und abnehmender Fruchtbarkeit in der Milchviehhaltung führte.

Darauf folgte eine deutlich geringere Wichtung der Milchleistung bei der Zuchtwertschätzung zugunsten der Einführung von Gesundheitsmerkmalen wie des „Bioindex“ Langlebigkeit. Aktuell wird die Milchleistung im Fitness-Zuchtwert (RZFit) nur noch mit zehn Prozent gewichtet.

Prof. Dr. Hermann H. Swalve vom Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften an der Universität Halle wird in seinem Vortrag darstellen, dass der Erfolg dieser Anpassung der Wichtungsfaktoren bei der Zuchtwertschätzung zwar länger auf sich warten ließ, seit 2007 aber eine parallele Verbesserung von Milchleistung und Langlebigkeit der Kühe zu verzeichnen ist.

Herausforderungen für die Zukunft

Für die Zukunft sieht Prof. Dr. Aschenbach – neben vielen kleineren – zwei große Aufgaben: „Die wichtigste Herausforderung, die es zu meistern gilt, ist die Verbesserung und Vereinheitlichung der Gesundheitsdatenerfassung in den Betrieben.

Je akkurater die Gesundheitsdaten aller Kühe verfügbar sind, umso genauer kann man auch den Einfluss bestimmter Genotypen auf diesen Gesundheitsphänotyp messen und züchterisch bearbeiten.“ Der Genotyp sei genau erfassbar, was Prof. Dr. Hans-Rudolf Fries vom Wissenschaftszentrum Weihenstephan in seinem Vortrag erörtern wird.

Dem wird Dr. Friederike Katharina Stock, Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung e. V. aus Verden, gegenüberstellen, welche Wege noch zu gehen sind, um auch die Gesundheitsdaten zukünftig in einer vergleichbar hohen Qualität zur Verfügung zu haben.

Die zweite große Herausforderung besteht Aschenbach zufolge darin, spezifischer auf bestimmte Erkrankungsveranlagungen in der Zucht zu reagieren. Vor allem Mastitis, Klauenerkrankungen sowie Stoffwechsel- und Fortpflanzungsstörungen treten häufig in der Milchviehhaltung auf.

Die Zuchtwerte müssen eine bessere Unterscheidung der Anfälligkeiten für diese Erkrankungen ermöglichen, um zielgerichteter auf die Probleme eines bestimmten Betriebes beziehungsweise der einzelnen Kuh eingehen zu können.

Über die Perspektiven der gezielten züchterischen Bearbeitung von Stoffwechsel- und Fortpflanzungsstörungen werden Prof. Staufenbiel von der Klinik für Klauentiere in Berlin und Dr. Nancy Maschurek aus Schwerin auf dem 9. Leipziger Tierärztekongress berichten.


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