Leipziger Tierärztekongress mit Vortragsreihe über Aquakulturen und Zierfische
(23.10.2013) Bei den deutschen Verbrauchern wächst der Wunsch nach einer abwechslungsreichen und gesunden Ernährung durch Fisch und Meeresfrüchte stetig. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch von Fisch und Meeresfrüchten als Nahrungsmittel lag im Jahr 2012 bei 15,2 kg.
Die deutschen Haushalte gaben für Fisch und Meeresfrüchte insgesamt 3,3 Milliarden Euro im Jahr 2012 aus: eine neue Höchstmarke. Gleichzeitig steht das Hobby der Zierfischhaltung in Deutschland hoch im Kurs.
Immerhin 30 Millionen Zierfische schwimmen in bundesdeutschen Aquarien und rund 2 Millionen deutsche Haushalte halten Zierfische .
Als Antwort auf diese Tendenzen und infolge sich ändernder Aufgaben für Veterinärmediziner, wird erstmals zum 7. Leipziger Tierärztekongress eine eigene Vortragsreihe zu Fischen angeboten.
Parasiten, Viren, Antibiotikaeinsatz, Lebensmittelsicherheit aber auch Tierschutz sind nur einige der Herausforderungen, vor denen die Veterinärmedizin in Sachen Fischzucht steht. Ein Informationsaustausch der Veterinärmediziner ist angesichts dieser Entwicklungen dringend notwendig, erklärt PD Dr. Michael Pees, Vorsitzender des Vortragsblocks Fische I und Mitarbeiter an der Klinik für Vögel und Reptilien der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig.
"Deshalb widmen wir erstmals den Themen Aquakultur und Zierfischhaltung einen kompletten Vortragstag auf dem Leipziger Tierärztekongress und regen damit eine stärkere Vernetzung von Forschung und Praxis auch über den Kongress 2014 hinaus an.
Auf der Agenda: Parasitologie, Fischseuchen und Tierschutz
Insgesamt vier Vortragsblöcke zum Thema Fisch setzen die Veranstalter des Leipziger Tierärztekongresses am Kongressfreitag mit Experten, Tierärzten und Fachtierärzten an.
Im ersten beleuchten Dr. Ronald Schmäschke vom Institut für Parasitologie der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig und Dr. Achim Bretzinger den Parasitenbefall bei Fischen sowie seine Diagnostik und Therapie.
Weitere Themen sind die Antibiose bei Zierfischen beziehungsweise in der Teichwirtschaft und Alternativen zum Antibiotikaeinsatz.
Der zweite Themenblock befasst sich mit Fischseuchen in der Aquakultur, speziell dem Koi-Herpesvirus und den Möglichkeiten zu dessen Bekämpfung und des Seuchenmanagements im Allgemeinen.
Des Weiteren werden in folgenden Vorträgen Zusammenhänge von Haltungsformen, Tierschutz und -gesundheit oder Lebensmittelsicherheit untersucht. Es geht dabei unter anderem um Probleme, die sich durch neue Fischarten oder aktuelle Zierfischvorlieben in Bezug auf Tierschutz und Veterinärwesen ergeben.
Dr. Henner Neuhaus beschäftigt sich beispielsweise explizit mit der Relevanz für den Tierarzt, welche aus den aktuellen Zierfischtrends hervorgeht. Der Frage, ob die Kombination von Tierschutz und Wellness tatsächlich vereinbar ist, geht Dr. Grit Bräuer auf den Grund.
Vom Teich auf den Teller
Aber auch Aspekte aus dem Ernährungsbereich spielen eine große Rolle in Bezug auf Fisch und Meeresfrüchte. Dies beginnt bei Tierschutzfragen zum Thema: Das Töten von Krebsen durch kochendes Wasser ist legitim aber nicht tierschutzkonform. Gibt es Alternativen?, die Dr. Anja Landmann zu klären versucht.
Je mehr Speisefische angeboten werden, um den steigenden Bedarf an Nahrungsmitteln zu decken, desto stärker müssen wir als Tierärzte die Lebensmittelsicherheit, den Tierschutz und die Nachhaltigkeit im Blick haben, erklärt Prof. Dr. Peggy Braun, Direktorin des Instituts für Lebensmittelhygiene und Verbraucherschutz der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig.
Herkunft und Haltung des lebenden Fisches sind hierbei ebenso wichtig wie die Verarbeitung, der Transport und die Lagerung des Nahrungsmittels Fisch. Daher erklärt Dr. Edda Bartelt vom Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES), was bei der internationalen Vermarktung von Seafood zu beachten ist.
Dem folgend stellt sich für viele Fischesser stets die Frage, wie findet der Fisch seinen Weg vom Teich zum Teller. Gerade die Thematik verdorbener Fisch stößt immer wieder auf Misstrauen und erhöhte Vorsicht. So versucht sich Dr. Henner Neuhaus auch mit der Frage auseinander zu setzen: Fischverderb - hat der lebende Fisch etwas damit zu tun?