100 Jahre Wattenmeerforschung in List auf Sylt
Vor genau einem Jahrhundert nahm Deutschlands nördlichste Forschungseinrichtung auf der Nordseeinsel Sylt ihre Arbeit auf.
Was 1924 mit einer kleinen Feldstation für Austern begann, entwickelte sich zu einem modernen und voll ausgestatteten Forschungsstandort, der seit 1998 Teil des Alfred-Wegener-Instituts ist.
Heute untersucht die AWI-Wattenmeerstation Sylt die wohl wichtigste Frage für das sensible Ökosystem direkt vor ihrer Haustür: Wie wird der Klimawandel Wattenmeer und Nordsee langfristig verändern?
In Deutschlands nördlichster Gemeinde List auf Sylt liegt auch die nördlichste Forschungseinrichtung auf deutschem Boden – und das bereits seit genau 100 Jahren. Denn mitten in den „Goldenen Zwanzigern“ wurde 1924 in List ein kleines Zweiglaboratorium der Biologischen Anstalt Helgoland (BAH) gegründet.
Die damalige Aufgabe der neuen BAH-Forschungsfiliale auf Sylt war „die wissenschaftliche und fischereiliche Untersuchung über den Zustand der fiskalischen Austernbänke und die Ausarbeitung von Methoden für die künstliche Austernzucht“.
Denn zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Austernbestände in der Nordsee infolge intensiver Muschelfischerei stark zurückgegangen. Die damaligen Wissenschaftler bezogen chemische und physikalische Parameter ebenso mit in ihre Untersuchungen ein, wie die Bestandsaufnahme der Bodentierwelt in der südlichen Nordsee und im Wattenmeer.
Was nach der Geburtsstunde im Jahr 1924 folgte, war eine wechselvolle Geschichte, in der die Lister Forschung nach dem Zweiten Weltkrieg aufblühte, 1959 kurz vor dem Aus stand und in den 1970er Jahren einen zweiten Frühling erlebte.
Zugleich erzählt das Lister Institut bei allem Auf und Ab aber auch eine echte Erfolgsgeschichte, in der sich eine kleine Feldstation für Austern innerhalb eines Jahrhunderts zu einem unverzichtbaren wissenschaftlichen Hot-Spot der deutschen Küsten- und Wattenmeerforschung wandelte.

1998 wurde die Biologische Anstalt Helgoland – und damit auch die Forschungsstation auf Sylt – in die Stiftung Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) integriert.
Heute arbeiten rund 45 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie wissenschaftsunterstützendes Personal an der AWI-Wattenmeerstation Sylt. Hinzu kommen zahlreiche Gastforschende aus aller Welt, die hier – nur wenige Schritte vom Wattenmeer entfernt – eine ideale Ausgangsbasis für Wissenschaft auf See, im Watt oder in den Stationslaboren finden.
Pro Jahr besuchen zudem bis zu 400 Studierende verschiedenster Universitäten das Institut, um hier in Kursen ihre Kenntnisse über das einzigartige und bedrohte Ökosystem Wattenmeer zu vertiefen.
Was 1924 mit ein paar angemieteten Räumen begann, hat sich 100 Jahre später zu einem voll ausgestatteten Forschungsstandort des AWI entwickelt. So verfügt die Wattenmeerstation heute über ein großes und 2008 modernisiertes Institutsgebäude mit verschiedensten Laboren, Probenaufbereitungs- und Hälterungsräumen, Thermokonstanträumen mit Durchflussaquarien, Seminarräumen und einer Bibliothek.
Zur Station gehören auch zwei Gästehäuser für Gastforschende und ein eigenes Forschungsschiff, die mit modernster ozeanografischer Messtechnik ausgestattete und dem Umweltzeichen „Blauer Engel für Schiffsdesign“ ausgezeichnete Mya II.
An der Station ist die AWI-Sektion „Ökologie der Küsten“ angesiedelt. Der Forschungsfokus liegt auf der heimischen Nordsee und dem Ökosystem Wattenmeer, die sich im Zuge der globalen Erwärmung rasant verändern. Das Sylter Forschungsteam beschäftigt sich beispielsweise mit der Entwicklung von Salzmarschen und Seegraswiesen sowie der Küstenhydrographie und -geologie.
Die Reaktionen des sensiblen Lebensraums Nordsee zeigen sich bereits deutlich in den wichtigen Lister Langzeitbeobachtungen wie dem monatlichen Fischmonitoring in der Sylt-Rømø-Bucht und der schon seit dem Jahr 1973 lückenlos und zweimal wöchentlich durchgeführten Messdatenzeitreihe „Sylt Roads“.
Die zukünftigen Auswirkungen des Klimawandels auf Nordsee und Wattenmeer werden seit 2021 in einer Experimentieranlage mit großen, 1800 Liter fassenden Seewassertanks – sogenannten Mesokosmen – simuliert und untersucht. Zukunftsprognosen werden in List auch mit dem eigens für den Bereich Küste geschaffenen Computermodell FESOM-C erstellt.
Das erlangte Wissen gibt die Station schließlich über das AWI-Nordseebüro an Politik, Behörden und Umweltschutzverbände und durch die enge Kooperation mit dem direkt benachbarten Erlebniszentrum Naturgewalten auch an die interessierte Öffentlichkeit weiter.
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