Qualzucht bei Hunden und Katzen: Die unkritische Darstellung in den sozialen Netzwerken muss verboten werden!
(16.06.2023) Erhebungen der Welttierschutzgesellschaft zeigen: Qualzuchten werden in sozialen Netzwerken oftmals verherrlicht und verharmlost
Die Zucht von Tieren, deren Nachkommen erwartbar von Leiden, Schmerzen und Schäden betroffen sind, wird als Qualzucht bezeichnet und ist gemäß §11b des Tierschutzgesetzes in Deutschland verboten. Doch die Nachfrage nach diesen Tieren vor allem Hunden und Katzen ist weiterhin groß.
Die Bundesregierung will im Zuge der aktuellen Novellierung des Tierschutzgesetzes jetzt den Rechtsrahmen nachbessern, um dem Einhalt zu gebieten. Dringend berücksichtigt werden müssen dabei laut Welttierschutzgesellschaft (WTG e.V.) die sozialen Netzwerke, welche in Folge der oft unkritischen Darstellung von Qualzuchten einen erheblichen Anteil an der Beliebtheit der Tiere haben.
Eine aktuelle Auswertung von 200 Qualzucht-Beiträgen in den Netzwerken Instagram und Facebook zeigte: Das Leid der dargestellten Tiere der Rasse Mops oder aus der Gruppe der Nacktkatzen blieb nahezu immer unerwähnt. Nur drei der 200 Beiträge dieser Tiere wiesen auf die Qualzucht-Problematik etwa Atemprobleme durch Kurzköpfigkeit des Mopses oder Verhaltensstörungen und eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit von Nacktkatzen hin.
Wir dokumentieren diese unkritische Darstellung von Tieren, die als Qualzuchten zu bewerten sind, tagtäglich. Das vorherrschende Tierleid wird in den Beiträgen maßlos verharmlost und es ist zu befürchten, dass dadurch die ohnehin hohe Nachfrage nach Qualzuchten weiter steigt und die Zucht befördert wird, sagt Wiebke Plasse, Leiterin Kommunikation der Welttierschutzgesellschaft.
Die nahezu durchweg positiven Kommentare unter entsprechenden Beiträgen sind ein weiterer Beleg für dieses Risiko.
Die Welttierschutzgesellschaft fordert im Rahmen der Kampagne Stoppt Tierleid in sozialen Netzwerken deshalb ein entschiedenes Handeln von Seiten der Netzwerke, aber auch der Politik: Tierleid, das nach dem Tierschutzgesetz verboten ist, darf nicht unkritisch in sozialen Netzwerken dargestellt werden.
Der Verein appelliert auch an Halter*innen von Qualzuchten, sich mit der Thematik kritisch auseinanderzusetzen. Zu einem verantwortungsbewussten Umgang im Sinne des Tierschutzes zählt, dass alle Inhalte mit Qualzuchten einen kritischen Hinweis enthalten sollten, der über mögliche Krankheiten, Qualen, Schmerzen oder Leiden des Tieres und die Problematik dieser Zucht informiert. Nur so kann ein Beitrag geleistet werden, dass Qualzuchten keine weitere Nachfrage erfahren, erklärt Plasse.
Umfrage zeigt: Auch der Umgang mit Tierleid-Inhalten wie Qualzuchten von Seiten der Nutzer*innen muss sich ändern!
Nach Empfehlung der Welttierschutzgesellschaft sollten Nutzer*innen, die Inhalte mit Qualzuchten oder Tieren einer Rasse mit Defektmerkmalen sehen, diese ignorieren, um ihnen keine zusätzliche Reichweite zu verschaffen. Um herauszufinden, wie ausgeprägt das Bewusstsein dafür ist, hat der Verein im Mai 2023 zudem eine Online-Umfrage durchgeführt, in der fünf fiktive Beiträge (s.u.) bewertet und die entsprechende Reaktion darauf angegeben werden sollten.
Neben dem Bild eines gesunden Hundes wurden in vier dieser Posts die dargestellten Defektmerkmale von Hunden und Katzen verherrlichend kommentiert.
Selbst mit einer Negativreaktion verschaffen Nutzer*innen den Beiträgen eine größere Reichweite, berichtet Plasse. Die einzig richtige Reaktion sei Keine Likes für Tierleid, also das Ignorieren und konsequente Melden an die Moderator*innen-Teams der Netzwerke, die angehalten sein sollten, Tierleid-Inhalte wie Qualzucht-Posts zu löschen.