VET-MAGAZIN logo
Neue Studie zeigt ökologische und evolutionäre Vorteil grabender Säugetiere
Stefan Pinkert
Wie Landnutzungssysteme die Amphibienvielfalt beeinflussen
L. Aceros
Neonikotinoide bedrohen Biodiversität stärker als gedacht
Jan Erik Sedlmeier/Universität Hohenheim
Die Pazifische Auster könnte die Ostsee besiedeln
Youk Greeve
Die Pazifische Auster könnte die Ostsee…
Das Gehirn der Honigbiene erkunden
Jerome Beetz/Universität Würzburg
Das Gehirn der Honigbiene erkunden
Studie widerspricht umstrittener These zur Lebensraumfragmentierung
Wolkenkratzer via Wikimedia Commons
Strategische Partnerwahl bei Guinea-Pavianen
Tessa Frank/Deutsches Primatenzentrum GmbH
Strategische Partnerwahl bei Guinea-Pavianen
Wie Zebrafische Herzmuskelzellen regenerieren
Elvira Eberhardt/Uni Ulm
Pferde
Deutschland

Das West-Nil-Virus (WNV) ist in Deutschland angekommen

„Wir haben seit Jahren mit dem Auftreten des WNV in Deutschland gerechnet. Jetzt ist es so weit, und wir können nicht wirklich abschätzen, wie sich die Situation weiterentwickelt.“ So bewertet Professor Klaus Osterrieder, Direktor des Instituts für Virologie an der Freien Universität Berlin, die Situation.

. . .

Im September 2018 ist das WNV erstmalig bei Pferden in Deutschland nachgewiesen worden. Es zirkuliert in einem Vogel-Stechmücke-Vogel-Kreislauf. Einige Sperlingsvögel, aber auch Greifvögel- und Eulenarten zeigen dabei klinische Symptome.

Das WNV kann im Vogel relativ hohe Virämie-Level produzieren, sodass ein endemischer Zyklus etabliert werden kann.

Der Mensch und das Pferd können infiziert werden und erkranken, können das Virus jedoch nicht replizieren und sind sogenannte „nicht definitive Wirte“. Die West-Nil-Virus-Infektion ist eine anzeigepflichtige Tierseuche.

Nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts kommen heimische Mückenarten als Überträger des West-Nil-Virus in Frage. Laborexperimente hätten gezeigt, dass etwa die Gemeine Stechmücke (Culex pipiens) das Virus nicht nur in sich tragen könne, sondern auch in der Lage sei, den Erreger zu übertragen.

Das WNV ist gut an kältere Temperaturen adaptiert und überwintert ohne Probleme in Insekten. Der lang anhaltende, trockene Sommer 2018 könnte den Entwicklungszyklus des Virus in Mücken befördert haben.

In den USA kam es im Jahr 1999 zu einem dramatischen Seuchenzug, der sich über das gesamte Land ausbreitete. Bereits im Jahr 2002 erreichte die Epidemie in den Vereinigten Staaten ihren Höhepunkt mit etwa 15 000 betroffenen Tieren.

Professor Osterrieder hält es für wahrscheinlich, dass sich Arboviren, also auch das WNV, in den gemäßigten Zonen wirklich etablieren, umso mehr, als die klimatischen Veränderungen positive Auswirkungen auf die Ausbreitung der Stechmücken haben und sich damit der Erreger dauerhaft etablieren kann.

„Aufgrund von bisher nur zwei diagnostizierten Fällen von WNV beim Pferd kann man derzeit nicht von klaren Endemiegebieten in Deutschland sprechen“, meint Osterrieder, „es ist aber zu erwarten, dass sich das Infektionsgeschehen in Deutschland irgendwo zwischen der in den USA und der bisher in Europa beobachteten Situation entwickeln wird.“

Bei Pferden verläuft die Infektion meist symptomlos.

Etwa 8 % der infizierten Pferde entwickeln zentralnervöse Symptome, wie z. B. Stolpern, Ataxien, Tremor, Lähmungen, allgemeine Schwäche bis zum Festliegen. Seltener kommt es zu fiebrigen Allgemeinerkrankungen. Die Letalität bei den klinisch erkrankten Pferden liegt zwischen 30 % bis 50 %.

„Wir sind bisher auf Erfahrungen, Fallberichte und Literatur aus dem südeuropäischen Raum und den USA angewiesen“, gibt Professor Karsten Feige, Direktor der Klinik für Pferde an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, zu bedenken.

„Keiner von uns hat an WNV erkrankte Pferde gesehen. Dennoch, oder gerade deswegen, gilt es, sich an den Erfahrungen anderer Regionen zu orientieren und aufmerksam zu sein. Klinische Verdachtsfälle müssen schnell abgeklärt werden“, mahnt der Kliniker.

Der Virusnachweis erfolgt mittels ELISA oder PCR anhand von Serum- oder EDTA-Blut sowie Gewebeproben aus Gehirn und Milz. Bei der Probennahme ist die kurze Virämiephase von 2 bis 3 Wochen zu beachten.

Die West-Nil-Infektion ist eine Zoonose. Beim Menschen sind ca. 80 % der Infektionen symptomlos, die übrigen 20 % der infizierten Personen zeigen grippeähnliche Symptome mit Fieber.

Bei weniger als einem Prozent der infizierten Personen kann es zu schweren Verlaufsformen mit einer Hirnhaut- oder Gehirnentzündung kommen, die in seltenen Fällen (vor allem bei älteren Patienten) tödlich enden kann. Humane Impfstoffe stehen nicht zur Verfügung.

Bei Pferden, Menschen und anderen nicht definitiven Wirten werden im Blut keine ausreichend großen Mengen des Virus gebildet, so dass die Erkrankung nicht weitergegeben werden kann.

Beim Menschen kann das WNV unter Umständen durch kontaminierte Blutspenden von infizierten Müttern auf das ungeborene Kind oder während des Stillens auf das Kind übertragen werden.

Laut Angaben des ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control) sind im Jahr 2018 europaweit 180 Menschen an den Folgen einer WNV-Infektion gestorben. Vor diesem Hintergrund hält Professor Osterrieder die Impfung von Pferden für besonders wichtig.

„Man kann – insbesondere bei Pferden, die an Turnieren teilnehmen und viel unterwegs sind – nur zur Impfung gegen WNV raten, um das Risiko einer Ansteckung zu minimieren.“

In Deutschland sind für Pferde aktuell drei Impfstoffe zugelassen. Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) am Friedrich-Loeffler-Institut gibt in eigener Verantwortung und fachlich unabhängig Empfehlungen zur Verwendung von Veterinärimpfstoffen heraus und hat aktuell eine Stellungnahme zur Immunisierung von Pferden gegen das West-Nil-Virus erarbeitet.

Sie empfiehlt in den bereits betroffenen Gebieten die Impfung von Pferden.

. . .

Weitere Meldungen

die neuesten Meldungen

. . .

Firmennews

Teile diesen Bericht auf:

Werbung via Google
Werbung via Google

Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Röntgen Hund und Katze: Thorax und Abdomen
Röntgen Hund und Katze: Thorax und…
(21. Mär 2025) Röntgenbilder sicher befunden Gebundene Ausgabe - herausgegeben von…
Queer: Sex und Geschlecht in der…
(13. Mär 2025) Josh L. Davis ist ist Mitarbeiter des Natural…
13 Frauen. Aus der Geschichte des…
(07. Mär 2025) Dieses Buch macht die Geschichten von Frauen sichtbar…
Wildtierfindlinge in der Tierarztpraxis
(28. Feb 2025) Grundlagen der Wildtierhilfe, praktische Anwendung, tierärztliche Versorgung -…
Der Erfindergeist der Tiere
(17. Feb 2025) Werkzeuge, Ideen und Innovationen. Faszinierende Einblicke in tierische…
Meine Patienten laufen Trab
(11. Feb 2025) Unterwegs als Pferdeärztin auf dem Land - von…

Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

EVECC-Kongress 2025
EVECC-Kongress 2025
(01. Mär 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…
FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…
Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…
Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…
Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25…
7. Kroatischer Veterinärkongress 2024
(22. Jul 2024) Der diesjährige Kroatische Veterinärkongress wird vom 24. bis…

Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien

FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
(19. Mär 2025) Die Tiermedizin kennt keine Grenzen und FECAVA und…
Bewerbungsfrist für den IGN-Forschungspreis für artgemäße…
(13. Mär 2025) Der Forschungspreis der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN)…
Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis geht an Studienteam…
(10. Mär 2025) Alle zwei Jahre zeichnet die Tierärztliche Fakultät der…
Ausschreibung des Herbert-Stiller-Förderpreis für tierfreie Forschung
(06. Mär 2025) Ärzte gegen Tierversuche fördert tierversuchsfreie Forschungsvorhaben mit 20.000…
Raubtiere vs. Bauern: Ceva Wildlife Research…
(03. Mär 2025) Der Ceva Wildlife Research Fund unterstützt ein Projekt…
MSD und die FVE fördern 34…
(07. Feb 2025) MSD Tiergesundheit und der Europäische Tierärzteverband (FVE) zeichnen…