6. Weltkonferenz zur Angelfischerei in Berlin

(27.07.2011) Vom 1. bis 4. August 2011 findet an der Humboldt-Universität zu Berlin die 6. Weltkonferenz zur Angelfischerei (6th World Recreational Fishing Conference) statt.

6th World Recreational Fishing Conference Etwa 300 Forscher, Fischereimanager, Behördenvertreter, aktive Angler und weitere Experten aus 33 Ländern diskutieren die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Freizeitfischerei. Um das „Wie fange ich mir einen Fisch“ geht es dabei nicht.

Das Angeln wird gern als verschrobenes Nischenhobby für Eigenbrötler belächelt. Dabei ist der Fischfang als Hobby ein Massenphänomen. Etwa jeder zehnte EU-Bürger geht in der Freizeit angeln.

In Deutschland hängen 52.000 Arbeitsplätze von den fast 3 Millionen Anglern ab. Wirtschaftlich gesehen sind Angler in Industrienationen – noch vor den Berufsfischern – die wichtigsten Nutzer von natürlichen Fischpopulationen in Seen und Flüssen.

Zudem ist das Hobby für viele Anreiz, sich aktiv in der Hege und Pflege der Gewässer und im Fischschutz zu engagieren. Diese gesellschaftlich wichtige Aufgabe übernehmen hiesige Anglervereine und -verbände meist ehrenamtlich und mit großem Sachverstand.

Der Einsatz ist auch dringend nötig. Süßwasserfische gehören zu den am stärksten bedrohten Wirbeltieren weltweit. Kanalisierung und Verbau der Flüsse sowie hohe Sediment- und Nährstofffrachten aus der Landwirtschaft sind einige der wesentlichen fischereifremden Faktoren, die die heimische Fischfauna belasten und zu Fischrückgängen und Artenverlust beitragen.

Einige anglerische Praktiken können sich allerdings ebenfalls negativ auf die Fischbestände auswirken. Die daraus resultierenden Konflikte zwischen verschiedenen Anglergruppen sind gut dokumentiert. Hinzu kommen Unstimmigkeiten mit Tierschützern, die die Angelfischerei meist aus ideologischen Erwägungen heraus einschränken wollen.

Um die positiven Aspekte wie auch die möglichen Kehrseiten der Angelfischerei sachlich und umfassend zu beleuchten und zur Konfliktlösung beizutragen, sind fundierte wissenschaftliche Studien nötig.

Bislang wurde die Analyse der Hobbyfischerei in den europäischen und hiesigen Fischereiwissenschaften allerdings stiefmütterlich behandelt. Erst seit 1996 finden unter wechselnder Schirmherrschaft internationale Fachtagungen statt.

Diese wissenschaftlichen Konferenzen richten sich an eine neue Generation von Fischereiforschern, die sich aus einer meist fachübergreifenden Perspektive angelfischereilichen Forschungsfragen widmen.

In diesem Jahr erwarten die Berliner Veranstalter 293 Teilnehmer aus 33 Ländern und sechs Kontinenten zur 6. Weltkonferenz zur Angelfischerei. Insgesamt werden vom 1. bis 4. August in der Humboldt-Universität zu Berlin 130 wissenschaftliche Vorträge sowie knapp 60 Poster zu allen Facetten der Angelfischerei präsentiert, darunter Beiträge von mehrfach ausgezeichneten Fischereiprofessoren aus dem In- und Ausland.

Die Vorträge behandeln Themen wie sozio-ökonomische und biologische Auswirkungen der Beanglung von Fischpopulationen, Wirkung veränderter Fischschonbestimmungen, Sterblichkeitsfaktoren beim Zurücksetzen von untermaßigen Fischen nach dem Fang, soziologische Analysen zu Haltungen und Verhaltensweisen verschiedener Anglertypen, Ethik und Tierschutz und wirtschaftliche Bedeutung des Angeltourismus.

Darüber hinaus werden neue Studien zum Dauerbrenner Kormoran präsentiert. In Workshops werden Vorschläge erarbeitet, wie die Zusammenarbeit von Forschung und fischereilicher Managementpraxis weiter verbessert werden kann, regional, national und international.

„Toward Resilient Recreational Fisheries“ lautet das diesjährige Tagungsthema. Das heißt frei übersetzt: „Förderung einer flexiblen und anpassungsfähigen Angelfischerei“. Der Titel schafft Raum, um ökologische, ökonomische und soziale Fragestellungen fachübergreifend zu diskutieren.

Dieser Ansatz ist wichtig, weil beim Angeln Mensch und Natur besonders eng miteinander gekoppelt sind. Eine Fokussierung auf die Fischereibiologie, wie sie bisher üblich war, greift daher zu kurz. Der interdisziplinäre Forschungs- und Diskussionsansatz der 6th World Recreational Fishing Conference ist in der Konferenzgeschichte einmalig.

Veranstalter der Weltkonferenz sind das Fachgebiet für Binnenfischerei-Management der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät an der Humboldt-Universität zu Berlin unter Leitung des Juniorprofessors Prof. Dr. Robert Arlinghaus, die Nachwuchsforschergruppe Besatzfisch am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und der Deutsche Anglerverband (DAV) als Praxispartner, in Kooperation mit dem Museum für Naturkunde Berlin.

Großzügige Mittelzuwendungen durch Förderer der Konferenz ermöglichten die Vergabe von fünf Reisestipendien für Delegierte aus Entwicklungsländern und für Studierende und Doktoranden.

Die Entscheidung über die nächste Schirmherrschaft für die 7th World Recreational Fishing Conference wird bei der Abschlussveranstaltung im Museum für Naturkunde am 3. August 2011 fallen. Es liegen Bewerbungen aus Australien, Brasilien, Kanada, Indien und Neuseeland vor. Gerade in Schwellenländern boomt die Freizeitfischerei.




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