Usutu-Virus inzwischen in ganz Deutschland verbreitet

(21.08.2019) Erneut massives Amselsterben durch Usutu - kranke und tote Vögel melden

Das massive Amselsterben des Hitzesommers 2018 wiederholt sich. Auch in diesem Jahr nimmt das durch das tropische Usutu-Virus ausgelöste Vogelsterben im Laufe des Augusts an Fahrt auf.

NABU und Tropenmediziner bitten die Bevölkerung, kranke oder verendete Tiere zu melden und möglichst zur Untersuchung einzusenden. Seit Jahresbeginn bis zum 12. August wurden dem NABU deutschlandweit bereits über 1.300 Verdachtsfälle gemeldet, die fast 9.000 kranke oder tote Vögel betrafen.

Amsel Totfund; Bildquelle: Stefan Bosch/NABU
Amsel Totfund

Beim bisher stärksten Auftreten der Usutu-Epidemie im vergangenen Jahr waren es im gleichen Zeitraum lediglich 800 Meldungen.

Seit dem erstmaligen Auftreten dieses Vogelsterbens im Jahr 2011 breitet sich das von Stechmücken auf Vögel übertragene Usutu-Virus zunehmend in Deutschland aus. Waren in den ersten Jahren nur wärmebegünstigte Regionen entlang des Rheintals und am Untermain betroffen, konnte seit 2016 eine Ausbreitung über Nordrhein-Westfalen nach Norden und vor allem im Hitzejahr 2018 eine Ausbreitung in die nördlichen und östlichen Landesteile festgestellt werden.

Im Sommer 2018 wurden erstmals Usutu-Infektionen für Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Bayern nachgewiesen. NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann: "Damit ist kein deutsches Bundesland mehr Usutu-frei. Nur aus höher gelegenen Mittelgebirgsregionen werden bisher noch keine toten Vögel gemeldet."

Den Höhepunkt des Vogelsterbens erwarten Vogelkundler und Virologen in den kommenden Wochen, denn die meisten Usutu-Fälle treten im August und September auf. Im Jahr 2018 entfielen 93 Prozent der insgesamt fast 13.500 Meldungen auf diese beiden Monate.

"Der trocken-heiße Sommer 2018 war offensichtlich günstig für die Ausbreitung des wärmebedürftigen Usutu-Virus, auch wenn die Zahl der Mücken als potentielle Überträger aufgrund der Trockenheit allgemein eher gering war", so Dr. Renke Lühken vom Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin.

2019 ist genauso heiß, dabei aber deutlich feuchter und mückenreicher als das Vorjahr. Lühken: "Daher könnte die diesjährige Usutu-Saison noch stärker ausfallen."

Alle im Labor eingesandten toten Vögel werden neben dem Usutu- auch auf das West-Nil-Virus getestet, das im vergangenen Jahr erstmals in Deutschland in Vögeln und Pferden nachgewiesen wurde. "Beide Viren können in seltenen Fällen auch die menschliche Gesundheit beeinträchtigen", so Lühken.

Die Vogelschützer des NABU interessieren vor allem die Auswirkungen der neuen Vogelkrankheit auf die Bestände von Deutschlands häufigstem Vogel, der Amsel. Dazu vergleichen sie die Informationen über die Verbreitung des Virus mit den Ergebnissen der großen NABU-Gartenvogelzählung, der "Stunde der Gartenvögel".

Eine erste Auswertung hatte gezeigt, dass die Amselzahlen in von Usutu betroffenen Gebieten stärker zurückgegangen waren als im übrigen Deutschland. Bisher ist jedoch noch völlig unklar, ob sich betroffene Bestände wieder vollständig erholen können, dauerhaft reduziert bleiben oder gar immer weiter abnehmen werden.

Lachmann: "Leider kann man Usutu-Infektionen weder verhindern noch behandeln. Der NABU ruft daher alle Vogelfreunde dazu auf, zumindest dafür zu sorgen, dass Amseln und andere Gartenvögel in naturnahen Gärten gute Lebensbedingungen vorfinden, um die Verluste durch die neue Vogelkrankheit durch guten Bruterfolg wieder ausgleichen."

Link: Meldeformular zum Amselsterben


Weitere Meldungen

Mit dem Usutu-Virus infizierte Amsel; Bildquelle: Jutta Böhm-Wacker

300.000 Amseln fielen 2011 dem Usutu-Virus zum Opfer

Vogelexperten des NABU haben erstmals berechnet, wie sich das Usutu-Virus in Deutschland auf den Amselbestand ausgewirkt hat. Zu diesem Zweck wurden Daten seit dem Jahr 2006 aus Deutschlands größten Vogelzählaktionen „Stunde der Gartenvögel“ und „Stunde der Wintervögel“ ausgewertet
Weiterlesen

Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNI)

Usutu-Virus verantwortlich für Amselsterben in Rheinland-Pfalz

Am 12.7.2012 haben Virologen des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNI) sechs tote Amseln aus Rheinland-Pfalz und erstmals auch eine Amsel aus Nordrhein-Westfalen positiv auf das von Mücken übertragene Usutu-Virus getestet
Weiterlesen

Bernhard-Nocht-Institut

Erneutes Amselsterben durch Usutu-Virus im Sommer erwartet

Bereits im Frühjahr hat das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) in Hamburg erneut tote Amseln aus Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz zur Untersuchung auf das tropische Usutu-Virus erhalten
Weiterlesen

NABU

Gewinner der Stunde der Wintervögel: Der Haussperling

Bilanz der Vogelzählaktion belegt deutlichen Rückgang der Amseln
Weiterlesen

Amsel Männchen; Bildquelle: Arjan Haverkamp/Wikipedia

Amselsterben geht zurück: Kälte stoppt Überträger der Usutu-Viren

Nachdem in den Sommermonaten auffallend viele tote Amseln gefunden wurden, die das in Deutschland bisher unbekannte Usutu-Virus in sich trugen, rechnet der NABU nun mit einem Abklingen der Epidemie
Weiterlesen

Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin

Amselsterben in Süddeutschland: Usutu-Virus nachgewiesen

Wissenschaftler des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNI) in Hamburg haben am 13.9.2011 das tropische Usutu-Virus in mehreren Organen einer toten Amsel aus dem hessischen Birkenau nachgewiesen
Weiterlesen

Magazin

Firmennews

Neuerscheinungen