Veterinärmedizinerin Susann Boretius übernimmt Professur für Funktionelle Bildgebung am Deutschen Primatenzentrum

(28.06.2015) Die Universität Göttingen und das Deutsche Primatenzentrum haben eine gemeinsame Professur für Funktionelle Bildgebung eingerichtet. Offizieller Start ist am 1. Juli 2015.

Lehrstuhlinhaberin wird die Veterinärmedizinerin und Physikerin Susann Boretius, die seit 2011 eine Professur an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel innehat und nun dem Ruf nach Göttingen folgt.


Prof. Dr. Susann Boretius
Neben der Professur übernimmt Boretius gleichzeitig die Leitung der neuen Abteilung Funktionelle Bildgebung in der Sektion Neurowissenschaften am Deutschen Primatenzentrum. Die Abteilung will die Strukturen und Funktionsweisen des Primatengehirns mit Hilfe magnetresonanztomografischer Bildgebung erforschen.

Durch starke Magnetfelder und Radiowellen ermöglicht die Magnetresonanztomografie (MRT) den Blick in das Innere des Körpers.

Die Methode liefert räumlich hochaufgelöste Bilder einzelner Organe wie Herz oder Gehirn ohne den Einsatz schädlicher, ionisierender Strahlung. „Die Magnetresonanztomografie gestattet uns immer bessere Einblicke in das Innere eines intakten, lebenden Organismus“, sagt Susann Boretius.

„Meine Forschung zielt darauf ab, die räumliche und zeitliche Auflösung dieser Methode zu verbessern und durch die Nutzung neuartiger Prinzipien, sogenannter Kontrastmechanismen, weiterzuentwickeln.“

Das Verfahren soll neben genauen, anatomischen Bildern auch wichtige Informationen über die Physiologie, den Stoffwechsel und die Funktionsweise einzelner Organe liefern.

Besonders interessiert sind die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Gehirn. Räumlich hochaufgelöste Bilder, die die Aktivität der Nervenzellen, strukturelle Verknüpfungen und das Zusammenspiel einzelner Hirnareale widerspiegeln, geben Aufschluss darüber, wie sich Strukturen, Funktionen und Stoffwechselaktivitäten des Gehirns mit zunehmendem Alter oder in Folge neurodegenerativer Erkrankungen verändern.

Damit können sie zum besseren Verständnis und zur genaueren Diagnostik von Hirnkrankheiten beitragen.

„Ein großer Vorteil der MRT besteht darin, nicht in den Körper eingreifen zu müssen“, so Boretius weiter. „Die Methode kann beim Menschen genauso angewendet werden wie bei verschiedenen Affenarten und kleineren Tieren, wie beispielsweise Mäusen oder Ratten.

Das macht vergleichende Untersuchungen zwischen den unterschiedlichen Arten möglich und schlägt eine wichtige Brücke zwischen den verschiedenen methodischen Ansätzen, nicht nur in der Hirnforschung sondern zum Beispiel auch in der Herz- und Altersforschung“.

Susann Boretius ist promovierte Tierärztin und Physikerin. Sie verfügt über langjährige Berufserfahrung in der Tiermedizin und forschte bereits in der Biomedizinischen NMR Forschungs-GmbH am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie in Göttingen über Magnetresonanztomografie.

Im Jahr 2011 wurde sie als Professorin für Biomedizinische Bildgebung an die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel berufen, wo sie ebenfalls eine Bildgebungsplattform leitete.

In Göttingen wird Susann Boretius mit ihrer Abteilung künftig im neugebauten Bildgebungszentrum des DPZ forschen. Das im April dieses Jahres eingeweihte Gebäude beherbergt neben Laboren, Büroräumen und einer Tierhaltung zwei Magnetresonanztomografen, die sowohl für größere Affen und menschliche Probandinnen und Probanden als auch für kleinere Affen und Nager geeignet sind.

Die Bildgebungstechnik wird künftig nicht nur Forschern des DPZ sondern auch anderen Forschungseinrichtungen des Göttingen Campus zur Verfügung stehen. Geplant sind zum Beispiel Kooperationen mit dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung und dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen.

„Ich freue mich sehr auf das neue Arbeitsumfeld in Göttingen“, sagt die neue Abteilungsleiterin. „Das Deutsche Primatenzentrum mit seinem modernen Bildgebungszentrum, die enge Einbindung in die Universität durch die neugeschaffene gemeinsame Professur und nicht zuletzt das international hochkarätige Forschungsumfeld machen Göttingen für mich zu einem idealen Ort, um meine Forschungsideen zu verwirklichen.“




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