Stellungnahme des ZZF zum Abschlussbericht der Exopet-Studie
Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe ZZF will Verbesserungspotenzial in der Beratung von Tierhaltern analysieren
Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) hat vor kurzem ihren Abschlussbericht zur Haltung exotischer Vögel, Reptilien, Amphibien, Zierfische und (exotischer) Säugetiere veröffentlicht.
Für die Exopet-Studie sammelten die Universität Leipzig und die Ludwig-Maximilians-Universität München viele Informationen über den Import von Wildtieren, Abgaben in Tierheimen, Auffangstationen und zur Vermittlung von Tieren im Handel und über Internetportale.
In einer Online-Umfrage wurden Tierhalter, praktische Tierärzte, im Vollzug tätige Amtstierärzte und Mitarbeiter des Zoofachhandels befragt. Auf der Grundlage selbst gesetzter Haltungsparameter stellten die Wissenschaftler dabei Missstände in der privaten Tierhaltung fest. Die Haltung von Wirbellosen, Hund und Katze berücksichtigt die Studie nicht.
An der Umfrage nahmen Tierhalter vor allem aufgrund von Werbung in sozialen Medien und Informationen der Züchterverbände teil. Außerdem wurden aus der Befragung von Tierärzten Rückschlüsse auf die Haltungsbedingungen in Privathaushalten gezogen.
Da in der Untersuchung keine bundesweit gezogene Tierhalter-Stichprobe befragt wurde, hält der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe e.V. (ZZF) die Ergebnisse zu den Haltungsbedingungen nicht für repräsentativ für die Heimtierhaltung, die Zielgruppe der Tierhalter und die Heimtierbranche in Deutschland.
ZZF-Präsident Norbert Holthenrich findet es dennoch alarmierend, dass im Rahmen der Exopet-Studie Missstände in der Haltung von sogenannten exotischen Tieren festgestellt wurden und kommentiert die Exopet-Studie wie folgt:
„Die Heimtierbranche trägt gemeinsam mit anderen an der Tierpflege, Tier-erziehung und -haltung beteiligten Organisationen Verantwortung für den tierschutzgerechten Umgang mit Heimtieren. Unsere Kunden anerkennen die vielfältigen Beratungs- und Serviceleistungen des Zoofachhandels. Wir nehmen jedoch ernst, dass es offenbar in der privaten Haltung von sogenannten exotischen Tieren Optimierungsbedarf gibt.
Daher müssen wir analysieren, inwiefern die Beratung im Zoofachhandel oder bestimmte Maßnahmen und Qualitätsstandards in der Tiervermittlung zu einer tierschutzgerechteren Heimtierhaltung beitragen können. Ein gutes Beratungsgespräch setzt nicht nur Fachkompetenz des Händlers voraus, sondern auch didaktische Fähigkeiten.
Ebenso wie die Autoren der Studie halten wir es für wichtig, die Sachkunde des Zoofachhandels zu fördern. Als Berufsverband haben wir ein Nachschlagewerk für Zoofachhändler auf den Markt gebracht, wir bieten Zusatzqualifikationen für Zoofachhändler und Heimtierpfleger und bereiten auf dieser Basis weitere Aus- und Fortbildungsangebote vor, unter anderem Webinare.
Die Förderung von Sachkunde im Zoofachhandel darf nicht dazu führen, dass es mehrere verantwortliche Personen für jedes einzelne Zoofachgeschäft gibt.
Dies lehnen wir unter anderem aus formalen Gründen ab, weil Verantwortung im Sinne von §11 Tierschutzgesetz tatsächliche Verantwortung meint, also auch Personalkompetenz voraussetzt. Zudem sind mehrere verantwortliche Personen auch unter Tierschutzaspekten verzichtbar. Schon heute ist nach deutschem Tierschutzgesetz Sachkunde der Verkäufer gefordert.
Handelshemmnisse - auch für tierschutzwidriges Zubehör für Heimtiere - sind EU-weit untersagt: Tierschutzwidrige Produkte dürfen gehandelt, aber gegebenenfalls in Deutschland aufgrund des deutschen Tierschutzgesetzes nicht genutzt werden.
Wir haben deshalb gemeinsam mit dem Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) bereits vor vielen Jahren eine Liste über tierschutzwidriges Zubehör publiziert, mit der wir auf ungeeignete Produkte aufmerksam machen.
Unser Verband sieht seine Forderungen nach Forschung zu Qualzuchten und einer Regulierung der Tierbörsen und des Versandhandels mit Tieren bestätigt. Die Studie bestätigt ebenfalls unsere Ablehnung der Positivliste als Instrument zur Förderung des Tierschutzes.
Der ZZF befürwortet auch, die Sachkunde von Tierhaltern zu fördern. Ein verbindlicher Sachkundenachweis vor der Anschaffung von Heimtieren würde jedoch den Zugang zur Heimtierhaltung für bestimmte Bevölkerungsgruppen wie zum Beispiel Senioren erschweren.
In der Folge würden Tierhalter in die Illegalität geführt, was auch den tierschutzgerechten Handel und Umgang mit Heimtieren behindern könnte. Die Tierheime müssten zusätzliche Tiere aus dann illegalen Haltungen, die keineswegs tierschutzwidrig sein müssen, aufnehmen.
Die Weitervermittlung von Tierheimtieren würde erschwert, weil der Sachkundenachweis ein zusätzliches Hindernis wäre.
Vielmehr empfehlen wir, Anreize zu bieten, damit Tierhalter sich über die artgerechte Heimtierhaltung kundig machen und sich für ihre Tiere verantwortlich fühlen: Der Ansatz sollte die Freude und die positiven Wirkungen der Heimtierhaltung ins Zentrum rücken und im Internet gute Informationen zur Heimtierhaltung bieten.
Der ZZF geht voran und wird seine Tierarten-Steckbriefe aus seinen Ausbildungsordnern veröffentlichen.
Nach Ansicht des ZZF müssten einige in der Exopet-Studie genannte Ideen intensiver und nachhaltiger betrachtet und mit verschiedenen Expertenkreisen diskutiert werden. So haben wir die in der Studie geforderte Berufsausbildung für Zoofachhändler schon früher vergeblich gefordert.
Unter anderem muss eine Vereinheitlichung von standardisierten Haltungsbedingungen gut überlegt sein, da verschiedene Haltungssysteme tierschutzgerecht sein können und Tiere Individuen sind.“