Bilanz und Ausblick: Zehn Jahre Staatsziel Tierschutz

(04.08.2012) Die Herausforderungen einer Politik für Tierschutz im Spannungsfeld zwischen ethischem Anspruch, wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und den wachsenden Ansprüchen der Verbraucher sind riesig.

Das bekannte Bundesministerin Ilse Aigner auf einem Symposium im Museum König in Bonn, zu dem das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zum zehnten Jahrestag der Änderung des Grundgesetzes eingeladen hatte.

Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Neben der Würdigung der seitdem erzielten Erfolge befand sie allerdings auch, dass nichts so gut sei, dass es nicht noch besser werden könne. 

Professor Dr. Peter Kunzmann vom Ethikzentrum Jena hatte zunächst aus der Sicht der Ethik einen kurzen historischen Abriss der Entwicklung des Tierschutzes gegeben.

"Dem Denken des Abendlandes lag das Tierwohl lange nicht am Herzen", stellte er fest. Ein Tierwohllabel sei heute angezeigt, damit Verbraucher die Möglichkeit hätten, ihrer Verantwortung für das Tier besser gerecht zu werden.

Für Professor Dr. Achim Spiller vom Department für Agrarökonomie der Universität Göttingen ist der Mensch beim Thema Tierschutz gespalten: Einerseits ist er Bürger, der eine höchst positive Einstellung zum Tierschutz hat und diese zunehmend für Proteste und konkrete Aktionen gegen bestimmte Tierhaltungsformen einsetzt.

Andererseits ist er als Konsument oft in einer nicht deckungsgleichen Rolle und kauft in sehr geringem Maße tierschutzfreundliche Produkte ein. 

Professor Spiller hält das auch für ein Resultat fehlender Wahlmöglichkeiten aufgrund bisher kaum vorhandener Auslobung. "Wenn Menschen ihrer Besorgnis um den Tierschutz als Verbraucher im Laden durch gezielte Produktauswahl nicht Ausdruck geben können, werden verschiedene Varianten des Bürgerprotestes stärker werden." Das gelte auch umgekehrt.

Der Leiter des Institutes für Tierschutz und Tierhaltung am Friedrich-Löffler-Institut, Dr. Lars Schrader, erläuterte den Paradigmenwechsel in der Tierschutzforschung weg von einer richtlinien- und maßnahmenorientierten hin zu einer ergebnisorientierten Herangehensweise.

Das dürfte Professor Gerhard Robbers vom Institut für Europäisches Verfassungsrecht der Universität Trier gerne gehört haben. Er hatte zuvor den "Zollstock"-Tierschutz durchaus beklagt und sah die wichtigste Aufgabe der Zukunft in der tatsächlichen Umsetzung bereits vorhandener Regelungen.

Zugleich ermahnte er die Akteure, sich nicht die falschen Feinde anstatt der richtigen Freunde zu suchen und bezog sich dabei auf die immer wieder aufkommende Debatte zum Schächten, während es genügend zu behebende Missstände in normalen Schlachthöfen gebe.

Britta Klein, aid.de




Weitere Meldungen

Ferkelkastration mit Isofluran-Anwendung; Bildquelle: Myvetlearn

Online-Seminar: Aktuelle Probleme des Tierschutzes 2023

Am 14. und 15. September 2023 findet die alljährliche Tagung „Aktuellen Problemen des Tierschutzes“ von ATF, DVH und TiHo ATF statt. Die Teilnahme kann an der TiHo Hannover in Präsenz oder auch live online erfolgen
Weiterlesen

Milchviehhaltung

Kieler Forschungsteam ermittelt Status quo des Tierwohls in der Milchviehhaltung und Interessen der Beteiligten

Wie unterscheiden sich die verschiedenen Tierwohlstandards im Bereich der Milchproduktion? Was plant die Bundesregierung, um das Tierwohl auf deutschen Milchviehbetrieben weiter zu fördern?
Weiterlesen

Nationales Tierwohl-Monitoring NaTiMon

Nationales Tierwohl-Monitoring NaTiMon: Empfehlungen an das Landwirtschaftsministerium übergeben

Das Tierwohl von Nutztieren wie Schweinen, Rindern und Hühnern ist vielen Menschen ein zentrales Anliegen. Allerdings gibt es bisher kaum verlässliche Daten darüber, wie es den Tieren tatsächlich geht
Weiterlesen

Gut Aiderbichl Taubenhaus Eslarn; Bildquelle: Gut Aiderbichl

Neues Gut Aiderbichl Taubenhaus Eslarn bietet Platz für 3.000 Tauben

Auf Gut Aiderbichl in Eslarn/Oberpfalz ist ein europaweit einzigartiges Taubenhaus entstanden. Der insgesamt 50 Meter lange Bau bietet dabei Platz für rund 3.000 Tiere
Weiterlesen

Fiktiver Social-Media-Post ohne Qualzucht-Bezug; Bildquelle: WTG/Qualzucht-Umfrage

Qualzucht bei Hunden und Katzen: Die unkritische Darstellung in den sozialen Netzwerken muss verboten werden!

Erhebungen der Welttierschutzgesellschaft zeigen: Qualzuchten werden in sozialen Netzwerken oftmals verherrlicht und verharmlost
Weiterlesen

Tierärztin Ariane Kari; Bildquelle: Stefan Brenner

Tierärztin Ariane Kari wird erste Tierschutzbeauftragte der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat am 10. Mai 2023 auf Vorschlag von Bundesminister Cem Özdemir Ariane Désirée Kari zur Beauftragten der Bundesregierung für Tierschutz berufen
Weiterlesen

Medizinische Hochschule Hannover

Niedersächsischer Tierschutzpreis für MHH-Projekt R2N

Landwirtschafts-Ministerin Miriam Staudte zeichnet Professor Dr. André Bleich in der Kategorie „Alternativmethoden zum Tierversuch“ aus
Weiterlesen

Magazin

Firmennews

Neuerscheinungen