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Deutschland

Spatz bleibt häufigster Wintervogel

Über 91.000 Menschen machten bei der "Stunde der Wintervögel" mit - Erlenzeisig ist "Shooting Star" des Winters


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Der häufigste Wintervogel in Deutschland bleibt der Spatz. Auch bei der sechsten bundesweiten „Stunde der Wintervögel“ behauptete der Haussperling (Passer domesticus) seinen Spitzenplatz, wie der NABU und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Vogelschutz (LBV), am heutigen Freitag mitteilten.

Bei Deutschlands größter wissenschaftlicher Mitmachaktion, die vom 8. bis 10. Januar stattfand, haben bundesweit über 91.000 Teilnehmer und Teilnehmerinnen Ergebnisse aus über 61.000 Gärten übermittelt. In den jeweils einstündigen Beobachtungszeiträumen wurden insgesamt über 2,5 Millionen Vögel gezählt.

Pro Zählstelle wurden damit im Schnitt knapp über 41 Vögel erfasst. Im vergangenen Winter beteiligten sich 77.000 Menschen mit Meldungen aus knapp 53.000 Gärten an der Aktion.

Auf den ersten acht Plätzen der häufigsten Wintervögel folgen nach dem Spitzenreiter Haussperling, Kohlmeise, Blaumeise, Feldsperling, Amsel, Grünfink, Buchfink und Elster, was genau dem Durchschnitt der Zählungen vergangener Jahre entspricht. Nur in kalten Wintern mit viel Zuzug von Verwandten aus dem Norden und Osten scheint die Kohlmeise den sehr sesshaften Haussperling bundesweit von Platz eins verdrängen zu können – so geschehen zuletzt im Jahr 2013.

„Je mehr Bürger uns Daten über die Vögel vor ihrer Haustür übermitteln, desto genauer wird unser Schnappschuss der winterlichen Vogelwelt in Deutschlands Gärten und Parks“, sagte NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann.

Die große Überraschung des Jahres 2016 liegt auf Platz neun der häufigsten Arten: Der Erlenzeisig ist der „Shooting Star“ des Winters. Im Vergleich zum Vorjahr (Platz 22) wurde der kleine gelbgrüne Finkenvogel fast viermal häufiger gemeldet – mehr als doppelt so viele wie im bisherigen Rekordjahr 2011 erschienen an den Zählplätzen. Die Art konnte deutschlandweit fast in jedem fünften Garten entdeckt werden, bei durchschnittlich 1,28 Vögeln pro Garten.

„Grund für diese Zahlen ist eine sogenannte Invasion aus dem Norden. Sie tritt ein, wenn die Zeisige in Skandinavien im Sommer besonders viele Junge aufgezogen haben, für die das Futterangebot dort im Winter nicht ausreicht“, erläutert Lachmann.

Bereits ab Juli 2015 hatten Ornithologen verstärkten Zuzug von Erlenzeisigen aus dem Norden beobachtet. Das bestätigen jetzt auch die Ergebnisse der Stunde der Wintervögel. Andere typische Wintergäste wie Bergfinken oder Seidenschwänze, die in manchen Jahren sehr zahlreich auftreten können, machten sich dagegen rar.

Die für Ornithologen und Naturschützer wichtigsten Ergebnisse der Zählung sind jedoch Hinweise auf langfristige Zu- oder Abnahmen bestimmter Vogelarten. „Über Zunahmen freuen wir uns, bei Abnahmen müssen wir möglichst schnell die Ursachen bestimmen, um gegensteuern zu können“, so Lachmann.

Hier bereitet vor allem der Grünfink Sorgen: Seit der ersten Durchführung der Aktion werden von Jahr zu Jahr weniger von diesen für den menschlichen Siedlungsraum typischen Finkenvögeln gesehen. Mit 1,8 Vögeln pro Garten sind es in diesem Winter nur noch etwas mehr als halb so viele wie 2011.

Als Grund vermuten die Vogelschützer vor allem das in den vergangenen Jahren vermehrt auftretende „Grünfinkensterben“, hervorgerufen durch eine Infektion mit dem parasitären Einzeller Trichomonas gallinae, der besonders an sommerlichen Futterstellen übertragen wird, an denen viele Vögel zusammenkommen.

Der Kälteeinbruch kurz vor dem Zähltermin im Norden Deutschlands führte außerdem zu einer kleinen Kuriosität: Viele Kraniche, die bis dahin versucht hatten, in Deutschland zu überwintern, machten sich mitten im Winter doch noch auf den Weg in den warmen Südwesten und wurden dabei, obwohl keinesfalls typische Gartenvögel, über vielen Gärten ziehend beobachtet.

7899 Kraniche wurden gemeldet, wobei manche ziehenden Trupps sicherlich mehrfach registriert wurden. Auf der Deutschlandkarte der Wintervögel bilden sich daher ganz deutlich die beiden Hauptflugrouten der Kraniche ab, nämlich von der Ostsee über das Ruhrgebiet und von Berlin bis ins Saarland.

Abgesehen von den vermehrt in Deutschland überwinternden Kranichen konnten trotz des bis zum Zähltermin besonders milden Winters deutschlandweit keine deutlich erhöhten Zahlen von überwinternden Zugvögeln festgestellt werden.

Unter den typischen Kurzstreckenziehern, die regelmäßig in Deutschland zu überwintern versuchen, gab es nur leicht erhöhte Zahlen, die durch die größere Teilnehmerzahl erklärt werden können: 1988 Hausrotschwänze gegenüber etwa 1700 in den Vorjahren, 589 Zilpzalpe gegenüber etwa 350 in den Vorjahren und 742 Bachstelzen gegenüber etwa 600 in den Vorjahren.

Eine interessante Tendenz beobachten die Vogelforscher jedoch bei Deutschlands größter Wildtaube, der Ringeltaube.

Zwar sind die im Rahmen der Stunde der Wintervögel gemeldeten Zahlen nur unwesentlich angestiegen, dafür aber ist der Anteil der Gärten, aus denen diese Taube gemeldet wurde, über die Jahre signifikant angestiegen: Statt nur in 18 Prozent aller Gärten, findet sie sich nun in fast jedem vierten Garten.

Dies deutet darauf hin, dass die Art ihr Winterverbreitungsgebiet in Deutschland derzeit deutlich ausweitet.

Besondere Aufmerksamkeit erhielt in diesem Jahr der Stieglitz, Vogel des Jahres 2016. Sein Bestand nimmt deutschlandweit stark ab, er liebt aber winterliche Futterstellen. In der Tat erreichte der Stieglitz in diesem Jahr mit 0,51 Vögeln pro Garten sein bisher bestes Ergebnis.

Ob dieses erfreuliche Ergebnis lediglich dem diesjährigen „Promi-Status“ des Vogels zu verdanken ist, oder wirklich eine beginnende Bestandserholung anzeigt, werden die Ergebnisse zukünftiger Zählungen zeigen. Im Jahr des Stieglitz fordern NABU und LBV alle Bürger auf viele ‚bunte Meter‘ aus samenreichen Wildblumen zu schaffen.

Auch bei der NABU-Aktion „Stunde der Gartenvögel“, die jedes Jahr im Mai durchgeführt wird, landet der Haussperling seit vielen Jahren auf Platz eins.

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