Kompetenzkreis Tierwohl übergibt ersten Zwischenbericht an Bundesminister Schmidt

(26.01.2015) Der Kompetenzkreis Tierwohl hat einen ersten Zwischenbericht vorgelegt. Bundesminister Christian Schmidt nahm ihn am Donnerstag in Berlin vom Vorsitzenden des Kompetenzkreises, Gert Lindemann, entgegen.

"Der Zwischenbericht enthält einige neue Vorschläge", so Lindemann. "Ich danke dem Kompetenzkreis für sein Engagement der letzten Monate und für seine Empfehlungen", sagte der Minister. "Wir haben inzwischen zahlreiche Initiativen, die sich alle demselben Ziel verpflichtet fühlen: bessere Haltungsbedingungen für Nutztiere zu erreichen.


Der Vorsitzende des Kompetenzkreises Gert Lindemann übergibt gemeinsam mit Inge Böhne, Fachärztin für Schweine in eigener Praxis für Klein- und Nutztiere, den Zwischenbericht an Bundesminister Christian Schmidt

Die Forderung des Kompetenzkreises nach stärkerer Koordinierung der Tierschutz-Initiativen des Bundes mit denen der Länder greife ich deswegen gerne auf. Ich bin bereit, den Initiativen der Länder unter dem Dach meiner Tierwohl-Initiative "Eine Frage der Haltung" einen Platz zu geben."

Der Kompetenzkreis empfiehlt außerdem, ein Tierwohl-Indikatorensystem für ein flächendeckendes Monitoring des Tierschutzes in der Nutztierhaltung zu entwickeln. "Tierwohl soll messbar werden. Um Handlungsbedarf zu definieren und Fortschritte in der Tierhaltung beurteilen zu können, hilft uns ein solches Monitoring.", so Schmidt weiter.

Neben dem Monitoring-System und einer stärkeren Koordinierung der Tierschutz-Initiativen von Bund und Ländern enthält der Zwischenbericht Empfehlungen zur Beendigung nicht-kurativer Eingriffe bei Nutztieren.

Dazu gehören das Kürzen eines Teils des Schnabels bei Geflügel und eines Teils des Schwanzes bei Schweinen. Der Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration wurde bereits mit dem 2013 novellierten Tierschutzgesetz eingeleitet.

So dürfen Ferkel ab 2019 nur noch mit Betäubung kastriert werden. Über freiwillige Vereinbarungen zum Ausstieg auch aus der Praxis des Schnabelkürzens und Schwänzekupierens hat das BMEL bereits erste Gespräche mit der Wirtschaft geführt.

"Das routinemäßige Kupieren von Schnäbeln und Schwänzen ist mit den geltenden Rechtsgrundlagen nicht vereinbar", erklärte Schmidt.

Es gehe darum, das gesetzliche Regel-Ausnahme-Verhältnis auch in der Praxis wieder herzustellen. "Wo das Engagement der Wirtschaft nicht zu den notwendigen Verbesserungen führt, kann auch eine Änderung des Rechtsrahmens erforderlich werden", fügte er hinzu.

Den Kompetenzkreis Tierwohl hatte Bundesminister Schmidt im September 2014 im Rahmen seiner Initiative "Eine Frage der Haltung – Neue Wege für mehr Tierwohl" berufen. Ziel der Initiative ist es, die Haltungsbedingungen für Nutztiere zu verbessern und die Akzeptanz für die Nutztierhaltung in der Gesellschaft zu steigern.

Die Initiative sieht u.a. ein Prüf- und Zulassungsverfahren für Stalleinrichtungssysteme vor, für das bis Sommer dieses Jahres eine Verordnung erarbeitet wird. Im Dezember 2014 hat Bundesminister Schmidt gemeinsam mit seiner niederländischen Amtskollegin und seinem dänischen Amtskollegen eine Erklärung für mehr Tierschutz in Europa unterzeichnet.

Außerdem laufen Modell- und Demonstrationsvorhaben, mit denen der Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis unterstützt wird, in landwirtschaftlichen Betrieben.




Weitere Meldungen

European Partnership Animal health and Welfare

Starke Beteiligung des FLI an Europäischer Partnerschaft für Tiergesundheit und Tierwohl

In der kürzlich gestarteten Europäischen Partnerschaft für Tiergesundheit und Tierwohl (The European Partnership on Animal Health and Welfare, kurz EUP AH&W) werden innovative Forschungen geförder
Weiterlesen

Den Teilnehmenden präsentierter Beispiel-Schweinestall der Haltungsform 3; Bildquelle: Set [5] media content

Mehr Transparenz beim Tierwohl: Informationen helfen, Label zu verstehen

Die intensive Nutztierhaltung steht in der Kritik. Viele Menschen fordern eine tiergerechtere Haltung und mehr Transparenz beim Thema Tierwohl. Label auf den Verpackungen tierischer Lebensmittel sollen über die Haltungsbedingungen informieren
Weiterlesen

Milchviehhaltung

Kieler Forschungsteam ermittelt Status quo des Tierwohls in der Milchviehhaltung und Interessen der Beteiligten

Wie unterscheiden sich die verschiedenen Tierwohlstandards im Bereich der Milchproduktion? Was plant die Bundesregierung, um das Tierwohl auf deutschen Milchviehbetrieben weiter zu fördern?
Weiterlesen

Nationales Tierwohl-Monitoring NaTiMon

Nationales Tierwohl-Monitoring NaTiMon: Empfehlungen an das Landwirtschaftsministerium übergeben

Das Tierwohl von Nutztieren wie Schweinen, Rindern und Hühnern ist vielen Menschen ein zentrales Anliegen. Allerdings gibt es bisher kaum verlässliche Daten darüber, wie es den Tieren tatsächlich geht
Weiterlesen

Johann Heinrich von Thünen-Institut,

Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern

Forschungsergebnisse zeigen: Exportchancen von Tierwohl-Fleisch eher ernüchternd. Kriterien wie Herkunftsland, Qualität und Preis entscheidend. Zielmärkte sehr individuell
Weiterlesen

Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)

Gesucht: Innovative Ideen für mobile Schlachtungen in Herkunftsbetrieben

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ruft Unternehmen und Forschungseinrichtungen dazu auf, Innovationen zu entwickeln
Weiterlesen

Deutscher Ethikrat

Ethikrat fordert stärkere Achtung des Tierwohls in der Nutztierhaltung

In seiner am 16. Juni 2020 veröffentlichten Stellungnahme fordert der Deutsche Ethikrat erhebliche Reformen, um künftig Mindeststandards eines unter ethischen Gesichtspunkten akzeptablen Umgangs mit Nutztieren zu erreichen
Weiterlesen

Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V.

TVT fordert gesetzliche Tierschutz-Vorgaben statt eines freiwilligen staatlichen Tierwohllabels

Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. kritisiert das geplante staatliche Tierwohllabel und fordert stattdessen rechtsverbindliche Tierschutzvorgaben
Weiterlesen

GGTM

Staatliche Tierwohlkennzeichnung: Weichenstellung notwendig

Die GGTM begrüßt die Initiative der Bundesregierung/des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft eine gesetzliche Grundlage zur Vereinheitlichung der bisher privatrechtlichen Label zur Kennzeichnung von Tierhaltungssystemen zu erreichen
Weiterlesen

Magazin

Firmennews

Neuerscheinungen