Grzimek: Tierarzt und Pionier der Tierseuchenbekämpfung
(22.04.2009) Der Tierarzt und Visionär Bernhard Grzimek (24. April 1909 bis 13. März 1987) war schon in seiner Jugend ein Pionier der Tierhaltung, Tierhygiene und Tierbeobachtung, lernte früh das Handwerk der Inszenierung von Personen und Themen in der Öffentlichkeit und entwickelte sein Organisations- und Improvisationstalent immer im Sinne (s)einer guten Sache.
Er revolutionierte die Hühnerhaltung und Eierwirtschaft in Deutschland. Er führte neue Methoden ein, um die Verbreitung der Tuberkulose über die Milch zu bekämpfen. Und nicht zuletzt setzte er international Maßstäbe für die Tierhaltung in Zoologischen Gärten.
Dabei war er stets bestrebt, seine eigenen Ansichten und Vorgaben zu aktualisieren und an neue Erkenntnisse anzupassen, bis hin zur völligen Kehrtwendung, wenn er seine Kenntnisse als überholt ansah.
Bernhard Grzimek, der von Kindesbeinen an Hühner züchtete, erhielt 1933, nach Abschluss seines veterinärmedizinischen Studiums in Leipzig und Berlin, eine Anstellung im Preußischen Landwirtschaftsministerium.
Seine Aufgabe: Die Verbesserung der Hühnerhaltung und Eier-Wirtschaft in Deutschland. Damals waren vier Prozent aller Deutschen Hühnereier bei Anlieferung auf dem Großmarkt faul, weder nach Größe sortiert, noch lagerfähig.
Grzimek reduzierte die Quote der faulen Eier auf 0,0016 Prozent, führte Eier-Sortiermaschinen wie in den Niederlanden ein und organisierte einen Geflügel-Gesundheitsdienst.
Schon lange hatte er sich für Krankheiten der Hühner und deren Verbreitung interessiert und in der Kokzidiose (Eimeriose) der Hühner einen Haupt-Verursacher der Küken- und Junghühnersterblichkeit erkannt.
Da es Medikamente gegen diesen Parasiten damals noch nicht gab, führte Grzimek in Deutschland die Käfighaltung bei Hühnern ein, um so den Kontakt der Tiere mit dem infektiösen Kot zu minimieren.
Nachdem allerdings Jahre später wirksame Medikamente entwickelt waren, forderte Grzimek entschlossen die Abschaffung der Käfighaltung.
Ab 1938 erhielt Grzimek im Reichsnährstand die Aufgabe, die Verbreitung der Tuberkulose über die Milch einzudämmen. Hierzu führte er ein für Deutschland neuartiges Bekämpfungsprogramm ein: Test aller Kühe im Bestand mit dem Tuberkulin-Test für Rinder, Abgabe der Tuberkulin-positiven Tiere und Zukauf von Kühen aus Tuberkulose freien Betrieben aus dem Ausland.
Der Anreiz für teilnehmende Betriebe: Zwei Pfennig mehr pro Liter Milch. Innerhalb von eineinhalb Jahren waren die Rinderbestände aus zwei Molkerei-Einzugsgebieten tuberkulosefrei.
Als erfahrener Tierarzt in der Tierseuchenbekämpfung und geübter Tierbeobachter konnte Grzimek später sein Wissen auch in der Zootiermedizin einsetzen. Viele Zootiere starben damals an Parasiten. Grzimeks Lösung: Hygiene, denn Medikamente gegen diese oft wenig bekannten Parasiten gab es noch nicht.
Viele Gehege wurden gekachelt und regelmäßig desinfiziert. So konnte er ohne Einsatz von Medikamenten beispielsweise die empfindlichen Gorillas halten. Mit dem Fortschritt der Veterinärmedizin änderte Grzimek seine Einstellung: Die Kachel-Architektur kann durch Landschaftsgehege mit Naturboden ersetzt werden.