Gebietsfremde Arten in Deutschland: Vorsorge ist der beste Schutz

(30.01.2016) Bundesamt für Naturschutz veröffentlicht Management-Handbuch für 168 Arten

Gebietsfremde Arten gefährden zunehmend die heimische Flora und Fauna. Um deren Verbreitung einzudämmen und die biologische Vielfalt zu schützen, sind differenzierte und artspezifische Maßnahmen erforderlich.

Erstmals gibt nun das Bundesamt für Naturschutz (BfN) Empfehlungen zum Umfang mit 168 gebietsfremden Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, die als invasiv oder potenziell invasiv eingestuft sind.

Management-Handbuch zum Umfang mit gebietsfremden Arten in Deutschland Veröffentlicht sind diese im zweibändigen "Management-Handbuch zum Umgang mit gebietsfremden Arten in Deutschland".

Auch wenn viele gebietsfremde Arten in Deutschland unproblematisch sind und keine Schäden verursachen, gibt es Arten wie die Gelbe Scheinkalla, eine Blütenpflanze, die entlang von kleinen Bachläufen durch dichten Wuchs alle angestammten Arten verdrängt.

Dadurch entsteht Handlungsbedarf, insbesondere im Naturschutz. "Aktionismus ist aber in jedem Fall fehl am Platz", sagt BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel.

"Denn unkoordinierte Maßnahmen können die Ausbreitung gebietsfremder Arten sogar noch fördern. Wir brauchen deshalb differenzierte und artspezifische Handlungskonzepte." In jedem Fall, so die BfN-Präsidentin, "ist Vorsorge statt aufwändiger und teurer Nachsorge der Leitsatz im Naturschutz". Es gelte darum zunächst einmal, den Transport invasiver Arten zu kontrollieren und eine Freisetzung zu verhindern.

Um schließlich die Ausbreitung von invasiven und potenziell invasiven Arten zum Schutz der biologischen Vielfalt zu stoppen, werden bereits zahlreiche Maßnahmen praktiziert. Längst nicht alle sind jedoch effizient oder - aus Sicht des Naturschutzes - empfehlenswert.

Deshalb wurden in einem Forschungsvorhaben des BfN in Zusammenarbeit mit der TU Dresden nun erstmals für insgesamt 168 invasive oder potenziell invasive Pilz-, Pflanzen- und Tierarten alle verfügbaren Erkenntnisse und Erfahrungen zu Maßnahmen zusammengetragen und auch bewertet.

"Mit dem Management-Handbuch liegt jetzt zum ersten Mal eine Sammlung artbezogener Maßnahmen für alle bisher durch das BfN als problematisch klassifizierten Arten vor. Das Handbuch liefert außerdem fachlich geprüfte und naturschutzfachlich bewertete Empfehlungen für den Umgang mit diesen Arten", erklärt Prof. Beate Jessel.

Berücksichtigt werden invasive und potenziell invasive Arten, die in Deutschland lokal oder großflächig verbreitet sind, aber auch Arten, die hier noch nicht angekommen sind wie das Nordamerikanische Grauhörnchen, das sich in England und Italien zunehmend ausbreitet und einen Pockenvirus überträgt, der beim Europäischen Eichhörnchen eine tödliche Krankheit auslöst.

Die naturschutzfachlichen Managementempfehlungen umfassen für jede einzelne Art insgesamt vier Kategorien: Vorsorge, Beseitigung, Kontrolle sowie Nutzung/Entsorgung. Innerhalb dieser Kategorien wurden die recherchierten Maßnahmen bewertet.

Ob die Anwendung einer Maßnahme dann als empfehlenswert eingestuft wurde, war von drei Kriterien abhängig: ihrer Effizienz, ihren ökologischen Auswirkungen und ihren Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit.

An der Erarbeitung des Management-Handbuchs waren insgesamt 164 Expertinnen und Experten beteiligt. Sie haben dabei rund 3600 Maßnahmen geprüft und bewertet, 1900 Maßnahmen haben das Prädikat "empfehlenswert" erhalten.

Management-Handbuch zum Umfang mit gebietsfremden Arten in Deutschland, Band 1: Pilze, Niedere Pflanzen und Gefäßpflanzen, Band 2: Wirbellose Tiere und Wirbeltiere. Bundesamt für Naturschutz, Bonn - Bad Godesberg 2015: 1335 Seiten, Preis für beide Bände: 85,00 EUR (ggf. zzgl. Versandkosten).
ISBN 978-3-7843-4041-8




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