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Rund ein Drittel der Patienten mit Fuchsbandwurmerkrankungen kann durch eine Operation geheilt werden
Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
Deutschland

Fuchsbandwurm: Ulmer Uniklinik bei der Behandlung führend

Rund 70 Prozent der Füchse in Ulm und Umgebung tragen den Erreger der Fuchsbandwurmerkrankung in sich. Und zunehmend sind auch Städter von der potentiell tödlichen Krankheit, die die Leber zerstört, betroffen.


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Ein interdisziplinäres Expertenteam an der Universitätsklinik Ulm behandelt die deutschlandweit meisten Fälle von Fuchsbandwurmerkrankungen. Zudem kommen wichtige Forschungsergebnisse aus Ulm. Auch dadurch haben die meisten Betroffenen heute eine normale Lebenserwartung.

Wer Waldpilze sammelt oder mit Haustieren kuschelt, kann für das bloße Auge unsichtbare Fuchsbandwurmeier aufnehmen. Ulm und Umgebung gelten als „Epizentrum“ der beim Menschen eigentlich seltenen Parasitenerkrankung: Bis zu 70 Prozent der Füchse rund um die Schwäbische Alb tragen den Erreger in sich.

Ein interdisziplinäres Expertenteam an der Universitätsklinik Ulm behandelt die deutschlandweit meisten Fälle von Fuchsbandwurmerkrankungen – im Fachjargon „alveoläre Echinokokkose der Leber“ genannt.

„Durch gemeinsame Anstrengungen kann auch für Betroffene mit weit fortgeschrittener Infektion eine gute Lebensqualität erreicht werden“, sagt Professorin Doris Henne-Bruns, Ärztliche Direktorin der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie.

Bis vor einigen Jahren wurde die Infektion, die durch das Larvenstadium des Fuchsbandwurms ausgelöst wird, hauptsächlich bei Landwirten oder Jägern diagnostiziert. Doch zunehmend sind auch Städter betroffen: Als Kulturfolger passt sich der Fuchs dem Stadtleben an und hinterlässt seinen Kot, der Bandwurmeier enthalten kann und oft monatelang ansteckend bleibt, in Sandkästen oder auf Gemüsebeeten.

Einmal vom Menschen – zum Beispiel durch unzureichend gewaschene Nahrung – aufgenommen, wandern die Eier vermutlich über den Zwölffingerdarm in die Leber. Der genaue Übertragungsweg ist aber noch nicht eindeutig geklärt und ob eine Person erkrankt, scheint auch genetisch bedingt zu sein.

 Im Falle einer Ansteckung breitet sich die potentiell tödliche Krankheit zunächst schleichend aus: Unbehandelt wird die Leber zerstört – in seltenen Fällen sind auch Lunge und Gehirn betroffen. „Oft wird die Diagnose erst nach Jahren gestellt.

Patienten klagen teilweise über Oberbauchschmerzen, Gelbsucht oder bei ärztlichen Untersuchungen wird eine Raumforderung in der Leber festgestellt“, weiß Dr. Andreas Hillenbrand, Oberarzt in der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie.

Viele Personen mit Verdacht auf alveoläre Echinokokkose stellen sich in der Sektion Infektiologie und Klinischen Immunologie bei der Internistin Dr. Beate Grüner vor. Bei 30 von ihnen wurde im vergangenen Jahr tatsächlich die Parasitose diagnostiziert. „Ich kann meine Patienten mit der Aussage beruhigen, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht an einer Fuchsbandwurmerkrankung sterben werden“, so Grüner.

Bei der Diagnose und Beurteilung des Organbefalls spielen bildgebende Verfahren, besonders die Sonographie, eine entscheidende Rolle. Zur Bestätigung der Primärdiagnose wird dann zusätzlich im Blut der Patienten nach Antikörpern gesucht.

„Allerdings stellt ein positiver Bluttest ohne Leberveränderungen keine Erkrankung dar“, betonen die Ärzte des Kompetenzzentrums, das in den 1990-er Jahren an der Ulmer Uniklinik als Echinokokkose-Spezialambulanz gegründet wurde.

Heute behandelt das interdisziplinäre Team aus Internisten, Chirurgen, Radiologen, Nuklearmedizinern, Mikrobiologen und Pathologen rund 400 Patienten, für die individuelle Therapien festgelegt werden.

„In einem Drittel der Fälle können wir den befallenen Teil der Leber chirurgisch entfernen und die Krankheit so heilen“, erklärt Doris Henne-Bruns. Die Operation am weichen und stark durchbluteten Organ erfordert allerdings viel Routine, weshalb Patienten aus ganz Deutschland zu der Ärztlichen Direktorin nach Ulm kommen. Bei den meisten Erkrankten ist die Leber schon so stark befallen, dass eine OP nicht mehr möglich ist. Medikamente können ihnen trotzdem zu einer normalen Lebenserwartung verhelfen.

In jedem Fall ist die Nachsorge besonders wichtig: Mithilfe bildgebender Verfahren muss sichergestellt werden, dass die Krankheit nicht wieder aufflammt. Eventuell nehmen Betroffene jahrelang Arzneimittel ein. Übrigens sind Echinokokkosen seit 2001 nach dem Infektionsschutzgesetz meldepflichtig – die meisten Erkrankungen werden in Bayern und Baden-Württemberg registriert.

Um den Therapieerfolg weiter zu verbessern, geht die Ärztegruppe an der Ulmer Uniklinik verschiedenen Forschungsfragen nach. Die Mitglieder untersuchen beispielsweise, welcher Sicherheitsabstand bei einer Operation zum befallenen Gewebe nötig ist und ermitteln die Rezidivrate bei Fuchsbandwurmerkrankungen abhängig von der Behandlung.

Der Internist Dr. Wolfgang Kratzer, Leiter des interdisziplinären Ultraschallzentrums, und sein Stellvertreter, der Radiologe Dr. Tilman Gräter, haben zudem eine Ultraschall- und eine CT-Klassifikation der Leberveränderungen entwickelt.

In Zukunft wollen die Wissenschaftler erforschen, ob es Zusammenhänge zwischen Befallsmustern in der Bildgebung und dem klinischen Verlauf der Erkrankung gibt. Ein weiteres besonders wichtiges Ergebnis für die Diagnostik und Therapie: Eine immunhistochemische Methode, die der Ulmer Pathologe Professor Thomas Barth entwickelt hat, ermöglicht die Unterscheidung von Fuchs- und Hundebandwurmerkrankungen.

Schon jetzt verfügt das interdisziplinäre Ärzteteam an der Universitätsklinik über eine der größten Datenbanken zu Fuchsbandwurmerkrankungen europaweit, die noch weiter ausgebaut werden soll. In Kooperation mit dem Robert Koch-Institut erarbeiten die Spezialisten der Ulmer Uniklinik – darunter auch der Epidemiologe Julian Schmidberger – aktuell ein nationales Echinokokkose-Register.

Die Mediziner wollen Naturfreunde und Hobbygärtner jedoch nicht verunsichern: Die alveoläre Echinokokkose der Leber ist eine seltene Erkrankung und zur Infektion muss es erst gar nicht kommen: „Generell sollte man bodennahes Obst und Gemüse vor dem Verzehr waschen.

Neben der Beachtung gängiger Hygieneregeln ist es sinnvoll, Hunde und Katzen alle drei Monate zu entwurmen.“ Mit einem gängigen Vorurteil können sie zudem aufräumen: Waldbeeren sind keineswegs besonders stark mit Bandwurmeiern belastet.

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