Fachleute kritisieren das Fehlen einer Ständigen Impfkommission Veterinärwesen
(07.07.2015) Ob Aviäre Influenza, Blauzungenkrankheit, Afrikanische Schweinepest oder Maul- und Klauenseuche: Ausbrüche verschiedener Tierseuchen bedrohen Nutztierbestände, sind mit Tierverlusten und hohen Kosten verbunden und einige sind auch ein gesundheitliches Risiko für den Menschen.
150 Teilnehmende, Fachleute aus den Bereichen Veterinärwesen und Lebensmittelsicherheit, trafen sich Ende Juni in Oldenburg auf dem Niedersächsischen Tiergesundheitssymposium. Sie diskutierten aktuelle Gesetzesänderungen, Erfahrungen mit Tierseuchenausbrüchen und Präventionsmaßnahmen.
"Das Thema Biosicherheit wird in den nächsten Jahren an Brisanz zunehmen", ist Horst Schörshusen, Staatssekretär des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz überzeugt. Infektionskrankheiten können jederzeit eingeschleppt werden, eine Risikoquelle ist der Mensch.
Nutztierbestände
Derzeit fürchten Experten, dass zum Beispiel die in Osteuropa vorkommende Afrikanische Schweinepest auch Mitteleuropa erreichen könnte. Möglichkeiten für eine Einschleppung gibt es viele, erklärt Prof. Eberhard Haunhorst, Präsident des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: "Wenn im privaten Bereich tierische Produkte aus dem Ausland mitgebracht werden: Das können zum Beispiel Jäger sein, die in Osteuropa jagen waren oder die vielen Erntehelfer, die derzeit hier eingesetzt sind, auch die bringen sich Produkte tierischen Ursprungs von zu Hause mit."
Die Regelungen zur Überwachung und Bekämpfung von Tierseuchen werden stetig aktualisiert. Während für einige Tierseuchen ein Impfverbot gilt, ist die Impfung gegen andere Krankheiten im Nutztierbestand möglich und eine bewährte Präventionsmaßnahme.
Was bisher fehlt: Eine Ständige Impfkommission Veterinärwesen (StIKo Vet). Das Tiergesundheitsgesetz (TierGesG) vom Mai 2013 regelt die Einrichtung einer solchen StIKo Vet bereits.
In der Humanmedizin gibt es die StIKo seit langem. Es ist ein Gremium, das darüber berät und Empfehlungen ausspricht, welche Impfungen flächendeckend notwendig und sinnvoll sind. Im Veterinärbereich arbeiten bisher Impfausschüsse der tierärztlichen Fachverbände daran.
Ein unabhängiges, bundesrechtlich geregeltes Gremium wäre wirksamer, um Wissen zur Wirksamkeit von Impfungen zu bündeln, nimmt Professor Dr. Hans-Joachim Bätza, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft an: "Wie wirken Impfstoffe bei neuen Serotypen eines Erregers? Wann sind stallspezifische Impfsstoffe erforderlich, weil ein zugelassener Impfstoff nicht mehr wirkt?"
Regina Bartel, aid.de