Berliner erweisen sich als engagierte Fledermausforscher

(15.07.2019) Berlin ist die Hauptstadt der Fledermäuse. Von den 25 in Deutschland vorkommenden Arten sind 18 in Berlin nachgewiesen  – Bürgerwissenschaftler für die nächste Projektphase gesucht!

Um mehr darüber herauszufinden, warum so viele Arten in Berlin leben und wo sie im Stadtgebiet unterwegs sind, führt das Leibniz-IZW seit Mai diesen Jahres ein bürgerwissenschaftliches Forschungsprojekt durch und sucht nun für die zweite Projektphase wieder neugierige Berliner*innen, die auf die Suche nach Fledermäusen gehen.

Die Teilnehmenden erhalten hierfür leihweise einen Fledermausdetektor, mit dem sie entlang festgelegter Strecken in Berlin Fledermausrufe aufzeichnen. Wer mitmachen möchte, kann sich bis zum 4. August 2019 um die Teilnahme am Projekt bewerben.


Mit dem Fledermausdetektor auf der Suche nach Abendsegler und Co.

Parallel zum Projekt ‚Wildtierforscher Berlin‘, in dem Bürgerwissenschaftler*innen das Vorkommen terrestrischer Säugetiere erfassen, können die Teilnehmenden in diesem Projekt mithilfe eines Detektors Fledermäuse auf ihren nächtlichen Streifzügen belauschen und die Ultraschallrufe der Tiere aufzeichnen.

Die nächste Feldphase startet Ende August 2019. Berliner*innen, die gern ihrem Forscherdrang nachgehen möchten und ausreichend mobil sind, eine Strecke von 2 bis 3 km zurückzulegen, können sich vom 15. Juli bis zum 4. August 2019 auf der Internetplattform www.fledermausforscher-berlin.de um eine Teilnahme am Projekt bewerben und aus 60 festgelegten Wegstrecken ihre Favoriten auswählen. Die Anzahl der Teilnehmer*innen ist auf 60 begrenzt.

Im Rahmen des Projektes erfahren die Teilnehmer*innen viel über das Leben von Fledermäusen in der Stadt und erhalten einen Einblick in die Rufauswertung. Sie bekommen die Möglichkeit, selbst zu Forschern zu werden und Einblicke in den wissenschaftlichen Prozess zu bekommen, von der Datensammlung bis hin zur Auswertung und Interpretation der Ergebnisse.

So können sie beispielsweise mit Hilfe von statistischen Tests ihre und die Daten aller Teilnehmenden auswerten und ihre Ergebnisse im Online-Forum diskutieren.

„Wir hoffen, dass auch in der zweiten Runde viele fledermausbegeisterte Berlinerinnen und Berliner mitmachen. Für uns ist der Vergleich von Erhebungen aus unterschiedlichen Jahreszeiten interessant – so ist z.B. im August und September die Balz- und Migrationszeit der Fledermäuse“, erklärt Projektleiterin Dr. Miriam Brandt.

Die Ergebnisse aus der ersten Runde waren eindrucksvoll: „Die Teilnehmenden haben insgesamt mehr als 143.000 Rufe aufgenommen, unter denen sich Rufe von 5 sicher bestimmbaren Fledermausarten befanden. 11 weitere aufgenommene Arten wurden in akustische Gruppen eingeteilt.

Dies ist die übliche Vorgehensweise, wenn Fledermausrufe sich sehr ähnlich sind und die einzelnen Arten sich anhand der Rufe nicht unterscheiden lassen“, so Projektkoordinatorin Anke Schumann.

Dabei beeindruckte die Artenvielfalt, die teilweise entlang ein und derselben Strecke gefunden wurde, sowohl die Teilnehmenden als auch die Wissenschaftler*innen: „Das sind alles Fledermäuse, die auf unserer Aufnahme zu hören waren? Es ist unglaublich berührend, eine solche Vielfalt zu sehen“, äußerte sich eine Teilnehmerin.

Das Verbundprojekt WTimpact

„Fledermausforscher in Berlin“ ist Teil eines größer angelegten Projekts, in dessen Rahmen das Leibniz-IZW seit Herbst 2018 auch ein bürgerwissenschaftliches Projekt zu terrestrischen Säugetieren in Berlin durchführt. Immer öfter arbeiten in Forschungsprojekten Wissenschaftler*innen und Bürger*innen zusammen.

Man spricht bei dieser gemeinsamen Forschung auch von Bürgerwissenschaft oder Citizen Science (CS). Citizen Science-Projekte sollen zum einen den Wissenschaftler*innen helfen, Daten und Informationen zu gewinnen. Gleichzeitig sollen sie den Teilnehmer*innen Kenntnisse über das jeweilige Forschungsfeld und die wissenschaftliche Arbeitsweise vermitteln.

Ob CS diese Anforderungen aber tatsächlich erfüllt, ist bisher nur wenig erforscht. „Das Projekt WTimpact hat deshalb noch eine weitere Ebene“, so Dr. Miriam Brandt.

„Die Bürgerwissenschaftler*innen unterstützen uns dabei, mehr über das Forschungserlebnis der Teilnehmenden herauszufinden. Durch die Beantwortung von Fragebögen zeigen sie uns, was sie aus dem Projekt mitgenommen haben und tragen so dazu bei, bürgerwissenschaftliche Projekte in Zukunft so zu gestalten, dass Teilnehmende optimal davon profitieren.“

Zum Team gehören daher neben Naturwissenschaftler*innen auch ein Bildungsforscher und eine Sozialpsychologin.

WTimpact ist ein Verbundprojekt des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) in Berlin, des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) in Leipzig, des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und der Mathematik (IPN) in Kiel und des Leibniz-Instituts für Wissensmedien (IWM) in Tübingen. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.




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