Ausstellung in Jena: Das Tier „nach der Natur“ gezeichnet

(05.06.2018) Die Ausstellung „Tierillustration in Deutschland. 1850 bis 1950“ wird vom 6. Juni an im Bienenhaus der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Am Steiger 3) gezeigt. Der Kurator der Ausstellung, Dr. Hans-Jörg Wilke, präsentiert Stücke aus seiner Sammlung von Tierillustrationen in Schulbüchern und Zeitschriften.

Die Ausstellung wird am Mittwoch, 6. Juni, 17.30 Uhr feierlich eröffnet. Im Anschluss laden der Leiter der AG Biologiedidaktik und Hausherr im Bienenhaus Prof. Dr. Uwe Hoßfeld und Dr. Hans-Jörg Wilke die Gäste zu einer kleinen Führung durch die Ausstellung ein. Besichtigt werden kann die Schau bis zum 30. November montags bis freitags von 9 bis 13 Uhr sowie nach Vereinbarung.


Sibirischer Tiger, Farbautotypie nach Wilhelm Kuhnert, um 1900.

Die Tierillustration habe ihre Blütezeit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehabt, sagt Dr. Hans-Jörg Wilke. Der 58-jährige Lehrer für Sport und Biologie hat sich 2016 in der Arbeitsgruppe Biologiedidaktik der Universität bei Prof. Hoßfeld promoviert.

Wilkes Thema: Die Tierillustration in der populärwissenschaftlichen Literatur des deutschen Sprachraums 1850-1950. „In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gibt es erstmals wirklichkeitsnahe Tierdarstellungen in großer Zahl“, sagt Dr. Wilke. Gütesiegel der Darstellungen sei der Vermerk „nach der Natur“ oder „nach dem Leben“ gewesen.

Blütezeit mit „Brehms Tierleben“

Den Anfang der Blütezeit der Tierillustration im deutschsprachigen Raum markiert das Erscheinen der ersten Ausgabe von „Brehms Tierleben“ ab 1863. Mittel der Wahl war in jener Zeit der Holzstich, bei dem ein Zeichner stets mit einem Stecher zusammenarbeitete.

Nachteil aus Sicht des Sammlers: Die Originalzeichnung geht im Prozess der Arbeit verloren. Für Hans-Jörg Wilke war es deshalb eine Herausforderung, die Illustratoren jener Zeit aufzuspüren. In seiner Sammlung sind gut 300 Namen vertreten, darunter der Jenaer Ernst Haeckel, Robert Kretschmer, Heinrich Leutemann, Gustav Mützel, Friedrich Specht, Richard Friese und Wilhelm Kuhnert.

Auf Schautafeln präsentiert Wilke im Bienenhaus kurze Biografien der Künstler, ihre Porträts und eine Auswahl ihrer Werke. Außerdem zeigt Wilke zur Vernissage am 6. Juni ein paar originale Zeichnungen und Lithographiesteine.

Fotografie verdrängt die Tierillustration

Entstanden sind viele Illustrationen für Bücher und Zeitschriften vor allem in den Zoologischen Gärten, die im 19. Jahrhundert ebenfalls eine Blütezeit erlebten. „Die Künstler waren in den Zoologischen Gärten Europas unterwegs, manche reisten unermüdlich, schon um besonders seltene Tiere als erste zeichnen zu können“, sagt Hans-Jörg Wilke.

Gereist wurde meistens mit der Eisenbahn. Erst um 1900 sei der Wunsch aufgekommen, die Tiere in ihren Herkunftsländern in freier Wildbahn zu porträtieren. Und mit dem Aufkommen der Fotografie ging die Blütezeit der Tierillustration schließlich zu Ende.

Übrigens waren es nicht nur Männer, die als Tierillustratoren ihren Unterhalt verdienten. Hans-Jörg Wilke schätzt die Illustrationen von Anna Matschie-Held, die gemeinsam mit ihrem Mann Paul Matschie zoologische Fachbücher herausgab und dabei für die Illustrationen zuständig war. Doch während nach ihm das Matschie-Baumkänguru und eine Primatenart benannt sind, ist seine Frau Anna heute nahezu vergessen.



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