Moderne Analyseverfahren bestätigen Echtheit von Lebensmitteln

(20.02.2015) BfR war Gastgeber der europäischen Fachtagung der Food Law Enforcement Practitioners (FLEP)

Melamin in Milchpulver oder Methanol in Spirituosen - Lebensmittelfälschungen können in bestimmten Fällen zu einem gesundheitlichen Risiko für Verbraucher werden. Insbesondere die zunehmende Globalisierung des Lebens- und Futtermittelmarkts erfordert verlässliche Strategien, um die Identität der Waren analytisch zu überprüfen.

Bundesinstitut für Risikobewertung Über neue Entwicklungen zu Analyseverfahren diskutierten am 18. und 19. Februar 2015 rund 50 Experten bei der Tagung der Food Law Practitioners (FLEP) in Berlin.

Weitere Themen sind die Umsetzung der EU-Verordnung zur Information der Verbraucher über Lebensmittel, der Online-Lebensmitteleinkauf und neue Methoden der Warenkettenanalysen. Gastgeber dieser europäischen Fachkonferenz ist das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).

„Die analytische Überprüfung der Produktidentität sowie die Gewährleistung der Rückverfolgbarkeit sind grundlegende Praxis der Lebensmittelsicherheit und müssen stetig weiter entwickelt werden“, sagt  Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung. „Das BfR entwickelt, validiert und bewertet neue moderne analytische Verfahren um Identität, Herkunft und Herstellung von Lebensmitteln zu bestätigen.“

Lebensmittelfälschungen können mit gesundheitlichen Risiken verbunden sein. So wurde in China Melamin verwendet, um einen hohen Proteingehalt bei Milchprodukten vorzutäuschen. Durch diese Kontamination erkrankten viele Kleinkinder, die mit den belasteten Produkten gefüttert wurden.

Als Konsequenz der Melamin-Problematik im Jahr 2008 bestehen Sondervorschriften für die Einfuhr von bestimmten eiweißhaltigen Erzeugnissen, deren Ursprung oder Herkunft China ist.

Im Jahr 2012 zeigten Meldungen aus dem Europäischen Schnellwarnsystem für Lebens- und Futtermittel (RASFF), dass es in der Tschechischen Republik, Polen und der Slowakei zu schweren Vergiftungen, teilweise mit Todesfolge, nach dem Konsum von mit Methanol verunreinigten Spirituosen gekommen ist.

Die Sicherstellung der Rückverfolgbarkeit von Lebens- und Futtermitteln auf allen Vermarktungsstufen ist für den Gesetzgeber daher ein wichtiges Instrument  zum Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher.

Verfahren zur Rückverfolgbarkeit basieren in der Regel auf Dokumentationssystemen der Unternehmen, die die Identifizierung  von Chargen erlauben. In der Lebensmittelkontrolle sind allerdings auch Verfahren erforderlich, die eine Verifizierung von Deklarationen und Angaben - eine Authentizitätsprüfung - anhand der chemischen Analyse des Lebensmittels ermöglichen.

Zur Kontrolle der Einhaltung geltender gesetzlicher Regelungen werden im BfR Routineverfahren wie die Stabilisotopenanalyse eingesetzt aber auch innovative Analysestrategien entwickelt, zum Beispiel unter Verwendung der Fourier-Transformations-Infrarotspektroskopie. Die Rückverfolgung kontaminierter oder gefälschter Produkte wird durch innovative Softwarelösungen des BfR unterstützt.

„Lebensmittelfälschungen - und damit Betrug am Verbraucher - stellen an die Lebensmittelüberwachung neue Herausforderungen“, betont der Präsident des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Dr. Helmut Tschiersky.

„Das BVL arbeitet an Konzepten, Lebensmittelbetrug zu erkennen und zu verhindern.“ So soll ein Frühwarnsystem aufgebaut werden. Um die Sicherheit von Verbrauchern bei Einkäufen im Internet zu schützen, sucht beim BVL die gemeinsame Zentralstelle der Länder G@ZIELT nach gefährlichen Produkten und deren Anbieter.

Webshops, die von der amtlichen Lebensmittelüberwachung kontrolliert werden, können sich mittels Qualitätssiegeln gegenüber den Verbrauchern kenntlich machen (www.bvl.bund.de/internethandel).

FLEP (Food Law Enforcement Practitioners) ist ein informeller Zusammenschluss von europäischen Experten der Lebensmittelsicherheit und des Lebensmittelrechts. Das BVL fungiert als nationale Kontaktstelle. Seit 2014 arbeitet FLEP mit den Leitern der europäischen Lebensmittelbehörden (Heads of European Food Safety Authorities, HEFSA) zusammen.

Ziel ist der Austausch von Informationen und die Intensivierung der Zusammenarbeit auf europäischer Ebene, um das Vertrauen in die Umsetzung von Kontrollmaßnahmen in der Praxis zu erhöhen.




Weitere Meldungen

BfR

Unerwünschte Stoffe in Futtermittel

Das BfR-Computerprogramm „ConTrans“ schätzt, wieviel von einem unerwünschten Stoff aus einem Futtermittel in Lebensmittel übergeht
Weiterlesen

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

Europäisches Netzwerk: Fleisch von frei lebendem Wild soll sicherer werden

Fleisch von frei lebenden Wildtieren wie Hirsch, Reh, Wildschwein oder Fasan gehört zu den Lebensmitteln mit dem kleinsten ökologischen Fußabdruck
Weiterlesen

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

Antibiotika-Einsatz bei Masttieren: Tendenz weiter rückläufig

Gerade bei Tierarten, bei denen bisher besonders viel und häufig Antibiotika eingesetzt wurden, zeigt sich dabei eine erfreuliche Tendenz
Weiterlesen

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

Warum sichere Futtermittel auch für die menschliche Gesundheit wichtig sind

Was Nutztiere über Futtermittel aufnehmen, kann über das Tier auch auf den Teller gelangen. Futtermittel müssen daher sicher sein und dürfen die Gesundheit von Tier und Mensch nicht beeinträchtigen
Weiterlesen

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

Rückläufiger Trend beim Einsatz von Antibiotika bei Masttieren

BfR wertet Daten zur Therapiehäufigkeit und zum Antibiotikaverbrauch aus
Weiterlesen

Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

Deutsch-tunesische Zusammenarbeit bei Lebensmittelsicherheit

Leitung der tunesischen Lebensmittelsicherheitsbehörden zu Gast beim BVL und BfR 
Weiterlesen

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

Ciguatoxine in Seefisch: Ausgeklügelte Teststrategie ermöglicht die Aufklärung von Fischvergiftungen

BfR kann durch Kombination unterschiedlicher Testmethoden Vergiftungen mit Ciguatoxinen sicher nachweisen
Weiterlesen