Alternativmethode zum Tierversuch für die Prüfung von Botulinum Neurotoxin

(18.12.2015) Arbeitsgruppe unter Leitung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) berät zur Entwicklung und Validierung von Alternativmethoden zum Tierversuch

Botulinum Neurotoxin enthaltende Arzneimittel werden zu verschiedenen Zwecken eingesetzt. Dazu gehören zum Beispiel die Behandlung von Lidkrämpfen, Schiefhals oder erhöhter Muskelspannung nach einem Schlaganfall bis hin zur Reduzierung von Gesichtsfalten in der Ästhetischen Medizin.

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Bislang wurde die Aktivität der Botulinum Neurotoxin-Produkte (BoNT-Produkte) mit einem behördlich vorgeschriebenen Sterblichkeitstest (LD50-Aktivitätstest) an Mäusen bestimmt.

Im Dezember 2015 hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) einen zellbasierten Assay zum Ersatz des LD50- Aktivitätstest an Mäusen für bestimmte Arzneimittel mit dem Wirkstoff Botulinumtoxin Typ A zugelassen.

„Die Zulassung dieser Alternativmethode ist ein großer Erfolg für die Arbeit der BoNT Expert Working Group des BfR und ein gutes Beispiel für die Arbeit des BfR als Deutsches Zentrum zum Schutz von Versuchstieren“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel.

„Unser Ziel ist es, Tierversuche auf das unerlässliche Maß zu beschränken und Versuchstieren den bestmöglichen Schutz zu gewährleisten.“ Diese neue Alternativ-methode zum Tierversuch für die Prüfung Botulinum Neurotoxin enthaltender Arzneimittel ist in der gesamten EU zugelassen.

BoNT steht für Botulinum Neurotoxin, ein Stoffwechselprodukt der Bakterienspezies Clostridium Botulinum. BoNT enthaltende Arzneimittel werden zu vielen Zwecken eingesetzt. Bevor diese Arzneimittel an Patienten angewendet werden dürfen, muss ihre Wirksamkeit überprüft werden.

Botulinum Neurotoxin ist das stärkste bekannte Nervengift. Es führt nach Injektion aufgrund der Hemmung der Erregungsübertragung von Nervenzellen zu Muskeln zu einer Lähmung. Genau diese Wirkung wird therapeutisch eingesetzt. Hierbei muss gewährleistet sein, dass BoNT-Produkte für Patienten sicher sind.

Aufgrund der hohen Toxizität von BoNT-Produkten verlangen die Zulassungsbehörden weltweit die genaue Aktivitätsbestimmung jeder Produktionseinheit, die auf den Markt gebracht wird.

Geprüft wird in diesem Zusammenhang nicht nur jede Charge eines Arzneimittels vor der Freigabe für Patienten. Tests müssen auch durchgeführt werden, um die Stabilität und damit die gleichbleibende Qualität der Arzneimittel sicherzustellen.

Der Standardtest für BoNT war bislang der LD50-Aktivitätstest. Hierbei werden Mäusen unterschiedliche Konzentrationen von BoNT gespritzt und die BoNT-Konzentration ermittelt, bei der 50 % der Tiere sterben.

Da dieser Test für die behandelten Tiere qualvoll ist, werden weltweit alternative Methoden entwickelt, die diesen Test ersetzen können.

2009 wurde am BfR in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die international besetzte BoNT Expert Working Group (BoNT EWG) etabliert.

Mitglieder dieser Gruppe sind Vertreter aus Zulassungsbehörden und Validierungszentren, Hersteller und Wissenschaftler.

Die BoNT EWG hat die Aufgabe, Empfehlungen zur Validierung und behördlichen Akzeptanz von Alternativmethoden zum Maus LD50-Aktivitätstest für die Zulassung und chargenweise Freigabe von BoNT-Produkten zu erarbeiten.




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