Wir sind Batman!

(15.01.2020) Es war ein Traum, Tierärztin zu werden. Gemeinsam mit den Frauchen und Herrchen – so dachte ich – kämpft der Tierarzt (m/w/d) heldenhaft gegen üble Krankheiten und rettet die geliebten Tiere. Eine Kolumne von Dr. Dominique Tordy.

Bildquelle: iStock.com / flavijus Es war ein Traum, Tierärztin zu werden.

Gemeinsam mit den Frauchen und Herrchen – so dachte ich – kämpft der Tierarzt (m/w/d) heldenhaft gegen üble Krankheiten und rettet die geliebten Tiere.

Heute weiß ich: Zum Tierarzt-Beruf gehört es nicht nur, unsere Patienten zu heilen, sondern auch sie und ihre Besitzer glücklich zu machen. Das ist ein schrecklich unterschätzter Teil unserer Arbeit…

Als ich als Kind davon träumte, Tierärztin zu werden, stellte ich mir vor, wie die Menschen sich freuen würden, wenn ich ihre Tiere gesund mache. Ich sah vor mir, wie die Hunde mir die Hände abschlecken, wenn wir zum letzten Mal den Verband vom geheilten Bein entfernen, und wie die Katzen mir schnurrend Köpfchen geben, wenn der Bauch nicht mehr weh tut. Pferde sollten mich freundlich mit der Nase anstupsen und ich wollte Kühe zwischen den Hörnern kraulen.

Natürlich musste ich nicht erst fertig studieren, um festzustellen, dass Hunde ihren Tierarzt manchmal in Wut oder Panik beißen, Katzen und Kaninchen üble Kratzwunden verursachen können und Pferde manchmal sehr gezielt nach ihrem Tierarzt treten.

Leider ist das nur allzu verständlich, wenn man bedenkt, dass wir oft genug mit Spritzen daherkommen und uns auch bei der Untersuchung meist genau mit der Stelle intensiv beschäftigen, die die größten Schmerzen bereitet.

Was mir in meiner Anfänger-Begeisterung nicht so schnell klar war: Auch von Seiten der Tierhalter schlägt uns oft genug Entsetzen entgegen, wenn wir ihrem Liebling bei der Behandlung „schreckliche Dinge“ antun: Spritzen setzen, schmerzende Gliedmaßen bewegen, Diäten verordnen und ähnliches.

Immer wieder höre ich Sätze wie die Folgenden, meist von entrüsteten Tierhaltern:

„Also, eigentlich wollte ich gar nicht kommen, Bella und ich mögen keine Tierärzte“

„Muss das denn sein, dass Sie Bobby jetzt auch noch Blut abnehmen? Es geht ihm doch schon schlecht genug!“

„Nein, einen Kragen tue ich der Luna auf keinen Fall an!!!“

Da heißt es stark bleiben. Wir dürfen nicht unsere Mission vergessen. Wir müssen die retten, die gar nicht wissen, dass wir die „Guten“ sind. Wir helfen denen, die sich nicht selbst helfen können.

Moment mal – da kenne ich doch noch jemanden…

Heute morgen fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Wir sind wie Batman!

Batman – Der dunkle Ritter unter den Comic-Helden, der immer wieder die Bürger der Stadt Gotham City vor dem Bösen rettet!

Die Stadtpresse von Gotham City verteufelt ihn und macht ihn für alles Unglück in der Stadt verantwortlich (in Gotham City gibt es keine Bewertungsportale, da muss die Zeitung diesen Part übernehmen). Die Bevölkerung ist dagegen gespalten: Einige mögen ihn, von anderen wird er gehasst!

Er ist der oft tragische Held im Comic-Universum – so wie wir es manchmal sein müssen.

Aber: Wer die Wahrheit kennt, liebt Batman!

Seine Ziele sind freundlich und gerecht. Er ist bereit, sein Privatleben für andere zu opfern, wird bekämpft und manchmal auch verletzt, aber er lässt sich nicht einschüchtern.

Ein wahrer Held eben!

Genau wie wir Tierärzte. Wir sind Helden, die vielleicht nicht immer siegen, auch nicht immer geliebt werden, die aber Tag für Tag die Welt verbessern, oft sogar Leben retten.

Wir bekämpfen Schmerzen, flicken Wunden, töten fiese Keime und reißen oft auch noch das eine oder andere Ruder herum, oft wenn es so aussieht, als sei es schon zu spät!

Das baut einen doch mal richtig auf!

Mit diesen schönen Gedanken beginne ich heute außergewöhnlich fröhlich die Sprechstunde.

Ich rufe den ersten Patienten ins Sprechzimmer…

Und als erstes höre ich den Satz: „Ja, mein Schatz, versteck dich ruhig vor der bööösen Tierärztin! Mama beschützt dich vor ihr!“

Und wieder wird mir klar:

Die Stadt braucht den dunklen Ritter. Batman – ich fühle mit dir!

 

Drucken Sie sich diese Zeilen aus und legen sie diese für schwere Zeiten in eine Schublade im Behandlungsraum. Oder kleben Sie sie innen an eine Schranktür.

Hauptsache, Sie vergessen nie: Auch ein Tierarzt ist ein Actionheld und Weltenretter!



Sie fühlen sich davon angesprochen? Denken ähnlich? Oder sind ganz anderer Meinung? Schreiben Sie uns, was Sie bewegt!

PS: Kennen Sie auch schon die neuen Websites DOG ROYALZ und CAT ROYALZ, auf denen sich Hunde und Katzen als Mitglieder registrieren lassen können. Highlight dabei ist die tiermedizinische Notfalldatenbank.

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