Sind wir anders?

(26.02.2020) Wahrscheinlich erinnert sich auch jeder von uns noch an seine erste Operation. Die war wohl bei keinem mit dem Skalpell in der Hand... Eine Kolumne von Dr. Dominique Tordy.

Bildquelle: photoCD – stock.adobe.com Es war ein Traum, Tierärztin zu werden.

Gemeinsam mit den Frauchen und Herrchen – so dachte ich – kämpft der Tierarzt (m/w/d) heldenhaft gegen üble Krankheiten und rettet die geliebten Tiere.

Heute weiß ich: Zum Tierarzt-Beruf gehört es nicht nur, unsere Patienten zu heilen, sondern auch sie und ihre Besitzer glücklich zu machen. Das ist ein schrecklich unterschätzter Teil unserer Arbeit…

Ich bin sicher, jeder Tierarzt und jede Tierärztin weiß noch, wie „es" bei ihm oder ihr angefangen hat. Wann er oder sie gemerkt hat: Ich bin anders!

Wahrscheinlich erinnert sich auch jeder von uns noch an seine erste Operation. Damit meine ich nicht die, bei der man als Anfänger oder vielleicht noch als Student mit dem Skalpell in der Hand vor seinem ersten Patienten stand und schwitzte. Das war wohl bei keinem von uns die erste OP-Erfahrung.

Meine erste Operation

Meine erste Operation nahm ich an Piggeldy, meinem Stoffschwein vor. Ich hatte es mit sechs Jahren in meiner Schultüte gefunden und liebte es vom ersten Moment an! Um so schlimmer war für mich, was man ihm angetan hatte!

Jemand hatte ihm einen Metallknopf in sein Stoffohr getrieben. Das daran hängende Fähnchen zeichnete ihn als Steiff-Tier aus. Aber das war mir egal. Das Folterinstrument musste weg. Behutsam entfernte ich es mit Hilfe einer Schere, ohne das empfindliche Ohr zu verletzen. Nicht die kleinste Blutspur habe ich verursacht!

Piggeldy wohnt immer noch bei mir und braucht keine Ohrmarke mehr zu tragen.

Tiere müsse beschützt werden...

Und schon Jahre davor betrieb ich aktiven Tierschutz. Beispielsweise hockte ich mich auf die Hauptverkehrsstraße, um den darauf herumlaufenden Ameisen zu erklären, dass ihr Aufenthalt hier sehr gefährlich sei.

Leider zog mich meine Mutter von der Straße, bevor ich die Insekten ganz überzeugen konnte. Ich werde nie erfahren, ob sie überlebt haben.

Verständnisvoller reagierten meine Eltern, als ich zu spät zur Schule kam, weil ich Regenwürmer von den Wegen gepflückt und ins schützende Gras gesetzt hatte.

Meine Kollegin hat bei Stofftieren die Risse „unter Narkose“ genäht, andere haben überall Fundtiere aufgelesen, groß gezogen oder aufgepäppelt.

Aber irgendwie war es immer wichtig, Tiere zu retten oder zu beschützen.

Heute betreiben wir dieses Hobby exzessiv. Und es ist auch nicht mehr „komisch“ oder „anders“. Im Gegenteil. Inzwischen verdienen wir sogar unseren Lebensunterhalt damit.

Wir Tierärzte sind eine ganz besondere Spezies

Aber manchmal merke ich noch immer, dass wir Tierärzte eine ganz besondere Spezies sind.

Wenn wir zum Beispiel auf Wochenendseminaren beim Essen sitzen und fröhlich über die ideale Konsistenz eines Hundehaufens diskutieren, damit wir ihn gut aufsammeln können - während wir genüßlich Mousse au Chocolat verzehren!

Oder wenn es beim Abendessen im schicken Restaurant um alternative Schwangerschaftstests geht und eine Kollegin prustend und nicht gerade leise durchs Restaurant ruft: „Dann bitte doch deine Angestellte mal, sie solle auf die Kröte pinkeln!!!“

Wenn mein Kollege zum Feierabend ruft: „Na toll, jetzt rieche ich drei Tage nach Katerpipi!“

Oder wenn wir auf Fortbildungen im Keller eines Hotels an toten Hunden Operationen üben und noch mit blutigen Händen fragen, was es denn wohl zu Mittag geben wird.

Dann hoffe ich, dass alle, die uns zuhören, uns nicht für verrückt halten, sondern eben nur für das, was wir sind: Eben ein bisschen anders - aber durchaus liebenswert!


Sie fühlen sich davon angesprochen? Denken ähnlich? Oder sind ganz anderer Meinung? Schreiben Sie uns, was Sie bewegt!

PS: Kennen Sie auch schon die neuen Websites DOG ROYALZ und CAT ROYALZ, auf denen sich Hunde und Katzen als Mitglieder registrieren lassen können. Highlight dabei ist die tiermedizinische Notfalldatenbank.

Titelbild: photoCD – stock.adobe.com

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