Das Leben im Mittelpunkt
(19.03.2020) Vor kurzem habe ich meinen Geburtstag gefeiert. Ein Ständchen soll eine besondere Aufmerksamkeit sein. Aber mal ehrlich: Fühlt ihr euch in solchen Momenten wohl? Eine Kolumne von Dr. Dominique Tordy.
Es war ein Traum, Tierärztin zu werden.
Gemeinsam mit den Frauchen und Herrchen so dachte ich kämpft der Tierarzt (m/w/d) heldenhaft gegen üble Krankheiten und rettet die geliebten Tiere.
Heute weiß ich: Zum Tierarzt-Beruf gehört es nicht nur, unsere Patienten zu heilen, sondern auch sie und ihre Besitzer glücklich zu machen. Das ist ein schrecklich unterschätzter Teil unserer Arbeit
Vor kurzem habe ich meinen Geburtstag gefeiert - zum wievielten Mal wird nicht verraten! Ich habe meine Freunde wieder getroffen und auch ein paar schöne Geschenke bekommen. Ein wunderschöner Tag - bis auf diesen einen unangenehmen Moment!
Der Moment, in dem alle anderen ein Lied für mich anstimmten
und ich ABSOLUT keine Ahnung hatte, was ich selbst in diesem feierlichen Moment tun sollte!
Ein Ständchen soll eine besondere Aufmerksamkeit sein, ein Beweis von Sympathie und Zuneigung, eine glückliche und vergnügliche Angelegenheit. Aber mal ehrlich: Fühlt ihr euch in solchen Momenten wohl?
Freunde und Bekannte, vielleicht auch Kollegen, stehen um euch herum, singen und blicken euch erwartungsvoll an.
Was macht man in so einer Situation??
Freundlich lächeln. Klar.
Mitsingen? Kommt irgendwie komisch rüber.
Nervös mit den Fingern spielen? Ist nie eine gute Idee.
Den eigenen Pullover streicheln? Genauso unsinnig.
Es fühlt sich fast so an, als ob man im Theater selbst auf die Bühne müsste - ohne zu wissen, was überhaupt auf dem Programm steht.
Und da fiel mir eine Parallelität zu unserem Berufsleben auf.
Nur steht da ein anderer armer Tropf im Mittelpunkt. Auf dem Tisch platziert, kritisch angestarrt - und ohne jede Idee, was das Theater soll, hockt der Hund, hockt die Katze und hofft, dass die Situation bloß bald ein Ende nimmt!
Was mag in unserer Patienten vorgehen?
Was mag in so einem Moment in den Köpfen unserer Patienten vorgehen?
Wenn ich Katzen anschaue, denke ich, sie versuchen vor allem einen Rest Würde zu wahren. Was schwierig ist, wenn man zusätzlich noch ungefragt von Fremden an verschiedenen intimen Stellen angefasst wird. Wobei bei einer Katze auch der Bauch zu den intimen Stellen zählen kann.
Hunde betteln eher um Gnade: Sie pressen sich an ihre Menschen und hoffen, schnell von dieser beängstigenden Bühne herunterspringen zu dürfen.
Schön ist das nicht. Aber da wir unsere Patienten lieben (zumindest die meisten), wollen wir es ihnen doch so schön wie möglich machen!
Was können wir tun?
Was können wir also tun, um ihnen die Situation zu erleichtern?
Als bei meinem Geburtstagsständchen alle sangen und mich anstarrten - wie schön wäre es gewesen, wenn mich ein Freund sicher durch die Situation geführt hätte? Er hätte mich in den Arm nehmen und im Takt wiegen können. Er hätte mich an die Hand nehmen und wie im Tanz herumdrehen können. Das hätte mir Halt gegeben und mir gezeigt, dass er da ist und mich durch die Situation führt.
Wahrscheinlich ist das auch das beste, was wir unseren Patienten tun können. Wir zeigen ihnen: Schatz, ich hab Ahnung, wie es hier läuft, ich führ dich jetzt mal hier durch. Das klappt am besten, wenn man versteht, wie es ihnen geht: einsam, angestarrt auf der Bühne eines fremden Theaters.
So hatte auch mein Geburtstagsständchen am Ende noch sein Gutes!
Sie fühlen sich davon angesprochen? Denken ähnlich? Oder sind ganz anderer Meinung? Schreiben Sie uns, was Sie bewegt!
PS: Kennen Sie auch schon die neuen Websites DOG ROYALZ und CAT ROYALZ, auf denen sich Hunde und Katzen als Mitglieder registrieren lassen können. Highlight dabei ist die tiermedizinische Notfalldatenbank.
Titelbild: Inga Nielsen stock.adobe.com
Bisher erschienen:
Wie sehen sie wohl aus, die letzten Minuten und Stunden, bevor Tierhalter mit heißen Köpfen und zitternden Händen in den tierärztlichen Notdienst stürmen?
Weiterlesen
Der größte Wunsch unserer Kunden ist, einen Plan zu erhalten, eine konkrete Idee, wie vorzugehen ist und was sie selbst für ihr Haustier tun können.
Weiterlesen
Als ich klein war, mochte ich Ponyhofgeschichten. Okay, um ehrlich zu sein, mag ich sie immer noch. Ich habe auch schon von Tierärzten mit Pferdemädcheneinstellung gehört.
Weiterlesen
Liebe Menschen, mein Frauchen ist in diesen Tagen sehr beschäftigt. Deswegen habe ich mich bereit erklärt, dieses Mal die Kolumne zu schreiben. Es wurde sowieso Zeit, dass hier auch mal ein Hund zu Worte kommt!
Weiterlesen
Liebe Kollegen, sind Sie zu Weihnachten als Tierärztin/Tierarzt aktiv? Gehören Sie vielleicht auch zu den vielen Menschen, die an den Feiertagen die Multi-Job-Challenge meistern müssen?
Weiterlesen
Jedes Jahr zur Weihnachtszeit, bist du als Kleintierarzt bereit. Ein Kolumnenweihnachtsgedicht.
Weiterlesen
Wer möchte schon einen sauberen und ordentlichen Bürojob haben, bei dem höchstens Kaffeeflecken auf dem Hemd oder der Bluse landen? Wir stehen mitten im Leben mit allem, was dazugehört!
Weiterlesen
An manchen Tagen erinnert die Situation im tierärztlichen Behandlungsraum an ein erstes Date Tierhalter und Tierarzt stehen sich gegenüber als zwei Fremde.
Weiterlesen
Ich mache gern Komplimente. Und in unserem Beruf ist das leichter als in den meisten anderen. Abgesehen davon bekomme ich auch selbst gern Komplimente von meinen Patienten.
Weiterlesen
Wenn ich aus meinem Job ein Bingo-Spiel machen wollte, würde ich Sätze nehmen, die das besondere Band zwischen Hund und Halter beschreiben.
Weiterlesen
Normalerweise bin ich ja nicht
auf dem allerneuesten Stand, wenn es um Computerspiele geht, aber so kam ich auch mal ganz nah an den Puls der
Zeit und entdeckte prompt das brandneue Tierärzte-Computerspiel Get Vet!
Weiterlesen
Was wäre, wenn wir mit übernatürlichen Kräften
ausgestattet wären, mit einem dritten Arm, oder sogar einem Vierten? Wir
wären schneller, geschickter, und würden mit etwas Übung auch noch
elegant aussehen. Aber wäre dann alles gut?
Weiterlesen
Was wäre, wenn die Tierhalter uns beobachten könnten, wenn wir mit ihren Lieblingen allein sind? Würden sie uns für verrückt halten?
Weiterlesen
Die Keule ist ein Instrument in
der Veterinärmedizin, welches immer wieder für Angst und Schrecken sorgt
und andererseits auch einen Ausweg für scheinbar ausweglose
Situationen bieten kann
Weiterlesen
Mir standen die Tränen in den Augen,
als mir der nette Herr erklärte, dass ich meinen Liebling geschlagene
sechs Tage abgeben sollte.
Weiterlesen
Manchmal treffen wir als
Tierärzte auf einen Gegner, mit dem wir nicht gerechnet hatten, für
dessen Bekämpfung wir nicht ausgebildet sind und gegen den keine unserer
Waffen wirksam ist!
Weiterlesen
Wenn ich kann, bin
ich die Tierärztin, die ich immer sein wollte. Das Ganze soll aber, nach
Meinung einiger Tierhalter, auf keinen Fall Geld kosten.
Weiterlesen
Bei einem Tierarzt-Besuch gibt es viele kleine Einzelereignisse, die von Hunden, Katzen und ihren Frauchen und Herrchen gleichermaßen gefürchtet
werden.
Weiterlesen
Wir
mussten sehr lachen, als alle anfingen, von Gerüchen in ihrem
beruflichen Umfeld zu erzählen. Als Tierärztin war ich schließlich die
Gewinnerin des Abends.
Weiterlesen
In einem Moment wird man heiß geliebt, im nächsten hart verurteilt. Unsere Schlagzeilen sind immer dramatisch, immer emotional. Wie bei den Stars.
Weiterlesen
Es wird Sommer und gewissermaßen
beginnt jetzt die Saison für Tierärzte. Da wagt man doch mal einen
Blick auf andere Berufe: den Eisverkäufer.
Weiterlesen
Als Tierarzt für Kleintiere kommt der Moment, in dem man sich fragt: Gibt es ein geheimes Aufnahme-Ritual, das jeder Mensch bestehen muss, bevor er in den Club der echten Tierhalter aufgenommen wird?
Weiterlesen
Derzeit dreht sich
alles um ein kleines, aber äußerst vermehrungsfreudiges Virus. Aber
nehmen wir die Krone doch mal als philosophischen Ansatz!
Weiterlesen
Vor kurzem habe ich
meinen Geburtstag gefeiert. Ein Ständchen soll eine besondere Aufmerksamkeit sein. Aber mal ehrlich: Fühlt ihr euch in solchen Momenten wohl?
Weiterlesen
Wahrscheinlich erinnert sich auch jeder von uns noch an seine erste Operation. Die war wohl bei keinem mit dem Skalpell in der Hand...
Weiterlesen
Kurz vor der Mittagspause sehe ich noch eine Dame, die mit einem leicht nervösen Border Collie im Wartezimmer sitzt. Letztes Mal waren wir ja beim Herrn Doktor
, fängt sie an, bricht aber mitten im Satz ab.
Weiterlesen
Ich war jung und wollte mit Wissen und Engagement die Welt retten. Und wenn es gut lief dafür mit Dankbarkeit und Bewunderung belohnt werden. Heute weiß ich es besser.
Weiterlesen
Wir müssen die retten, die gar nicht wissen, dass wir die Guten sind. Wir helfen denen, die sich nicht selbst helfen können.
Moment mal - da kenne ich doch noch jemanden
Weiterlesen